Das fliegende Pfefferspray
Südafrikanische Rüstungsfirma bietet Drohne zur Aufstandsbekämpfung an
Die südafrikanische Rüstungsfirma Desert Wolf hat eine Drohne zur Aufstandsbekämpfung entwickelt. Der »Skunk Riot Control Copter« ist mit Pfefferspray, Kameras und Blitzlicht zum Auflösen widerspenstiger Massen ausgerüstet. Komplett ausgestattet kostet der »Skunk« (engl. Stinktier) 500 000 Rand (34 000 Euro).
Die unbemannte, achtrotorige Helikopterdrohne hält vier Hochdruck-Kohlefaser-Luftgewehre, die 20 Paintballs oder 80 Pfefferspraykapseln pro Sekunde abschießen können. Damit könne man »unruhige Menschenmengen aufhalten«, so der Hersteller. Er versichert in seiner Pressemeldung, dass die höchste Abschussrate nur in einer »extremen, lebensbedrohlichen Situation« benutzt werden würde.
Das ferngesteuerte Gerät war im Mai auf einer Sicherheitsmesse in Johannesburg präsentiert worden. Hennie Kieser, Generaldirektor von Desert Wolf, macht sich um Bestellungen keine Sorgen. Gleich nach der Veröffentlichung habe es einen Auftrag über 25 Einheiten gegeben, sagte Kieser der BBC. Der Kunde sei eine internationale Bergbaugesellschaft. Der Desert-Wolf-Chef wies zudem darauf hin, dass mit einer Vielzahl an Kunden über den Abschluss von Verträgen verhandelt werde. Darunter befänden sich Bergbaugesellschaften in Südafrika, Sicherheitsfirmen auch aus dem Ausland sowie Polizeieinheiten und mehrere industrielle Kunden. Zwar verhindere die derzeitige südafrikanische Luftfahrtregelung, dass Drohnen eingesetzt würden, aber Kieser hofft darauf, dass die Gesetzgebung geändert wird.
Gerätschaft der Firma kam auch schon früher bei Arbeitskämpfen im Bergbaubereich zum Einsatz. So zum Beispiel beim Streik in der Platinmine Marikana im Jahr 2012, als 34 Bergarbeiter bei Zusammenstößen mit der Polizei erschossen wurden. Außerdem kamen zehn andere Menschen, darunter Polizisten und Sicherheitsmänner, ums Leben. Es war das blutigste Ereignis im Zusammenhang mit Polizeigewalt in Südafrika seit dem Ende der Apartheid und ist noch immer Thema einer gerichtlichen Untersuchung. Kieser sagte dem »Guardian«, er habe Drohnen über Marikana als Teil einer Überwachungsoperation geflogen. »Jeder, der dabei war, hätte lieber diese Technologie als scharfe Ladung gehabt. Leute, die sagen, es sei im Vergleich zu Neun-Millimeter-Kugeln inhuman, sind Idioten.«
James Nichol, britischer Anwalt und Rechtsbeistand mehrerer Familien der in Marikana getöteten Bergarbeiter, widerspricht Kieser: Die Pläne, bewaffnete Drohnen gegen Demonstranten zu benutzen, sind aus seiner Sicht schändlich: »Es ist absolut empörend, Pfefferspray wie Munition zu benutzen, um eine Menge aufzulösen. Menschen haben ein Recht darauf zu streiken. Und wer würde denn die Entscheidung treffen?«
Gewerkschafter stimmen der Kritik zu: Von einer »zutiefst verstörenden und abstoßenden Entwicklung« spricht Tim Noonan vom Internationalen Gewerkschaftsbund (ITUC). »Wir sind davon überzeugt, dass jede vernünftige Regierung schnell eingreifen wird, um den Einsatz hochentwickelter Schlachtfeldtechnologie gegen Arbeiter oder sogar gegen die Allgemeinheit, die an legitimen Protesten und Demons- trationen beteiligt sind, zu verhindern.«
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