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Taktische Ansagen

Martin Ling über den Friedensprozess in Kolumbien

Der Druck von rechts außen zeigt Wirkung: Noch bevor die Guerillaorganisation FARC überhaupt die Verantwortung für den Bombenanschlag übernommen hatte, sprach Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos Klartext: »Ihr spielt mit dem Feuer. Dieser Prozess kann beendet werden.« Die Ansage an die Guerilla kurz vor dem Antritt seiner zweiten Periode kam nicht von ungefähr. Bei den Kongresswahlen im Frühjahr wurde die extreme Rechte um Santos’ Vorgänger Álvaro Uribe gestärkt, die die Friedensverhandlungen von Anbeginn als Teufelswerk und den rechten Präsidenten Santos als Weichei verunglimpfte. Das kann und konnte Santos nicht unwidersprochen hinnehmen.

Fakt ist: Die in Havanna laufenden Friedensverhandlungen gehen in die Schlussphase und die Kämpfe zwischen Armee und Guerilla in den Konfliktregionen weiter - wie immer seit Verhandlungsbeginn. Auch wenn Santos’ Aussage, dass der Prozess jederzeit beendet werden kann, schwerlich zu widersprechen ist, dürfte sie taktischer Natur sein. Wegen eines Anschlags ohne Tote die Gespräche zur Beendigung eines seit 1964 andauernden bewaffneten Konfliktes zu beenden, das wäre ein Treppenwitz der Geschichte. Aber eins bleibt sicher: Ein Selbstläufer sind die Friedensverhandlungen nicht.

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