Angst vor neuen Angriffen

Der Thüringer Flüchtlingsrat befürchtet weitere Anschläge auf Asylunterkunft in Suhl

  • Lesedauer: 2 Min.
Ein Lichtmast brennt vor der neuen Asylunterkunft in Suhl, kurz darauf fliegt ein Stein durch ein Fenster. Der Flüchtlingsrat rechnet nach diesen Vorfällen vom Sonntag mit weiteren Übergriffen.

Erfurt/Suhl. Der Thüringer Flüchtlingsrat fürchtet in den kommenden Wochen weitere Aktionen von Gegnern der zusätzlichen Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Suhl. Um dies zu verhindern, müssten Parteien und Verbände offensiv die Öffentlichkeit suchen, sagte Vorstandsmitglied Sabine Berninger der Nachrichtenagentur dpa. Auch der Runde Tisch könne aktiver werden, fügte sie hinzu. Hier tauschen sich die Stadt, das Innenministerium und Bürgerbündnisse zu den aktuellen Entwicklungen aus. Der Sprecher des Landesverwaltungsamtes, Adalbert Alexy, sprach von einem »Krisenmanagement« im Freistaat.

Die Unterkunft von Asylbewerbern vor allem aus dem Bürgerkriegsland Syrien und dem nordostafrikanischen Eritrea war am Sonntag zweimal angegriffen worden. Ein Unbekannter warf einen Stein durch das Fenster der Gemeinschaftsküche. Zuvor hatten Unbekannte versucht, das Innere eines Lichtmastes vor der Unterkunft in Brand zu setzen, das Feuer wurde jedoch schnell gelöscht. Verletzt wurde niemand.

Im Internet kursieren wie bei vorherigen Protesten in Greiz oder Beichlingen Aufrufe gegen Asylbewerber, auch die rechtsextreme NPD wollte am Donnerstag vor dem früheren Offiziersheim demonstrieren. Die Veranstaltung wurde aber nun an einen anderen Standort verlegt.

Sabine Berninger kritisierte zudem die Informationspolitik des Innenministeriums. So habe die Stadt erst kurz zuvor erfahren, dass in Suhl die Unterkunft eröffnet werden soll. Man könne nicht sagen, dass dies »gründlich vorbereitet« worden sei. Sie forderte den Runden Tisch auf, für die regelmäßigen Sitzungen auch Flüchtlinge zuzulassen. Diese müssten von ihren Erfahrungen berichten können. Ein Sprecher der Stadt sagte dazu, dass das Flüchtlingsheim »uns mehr oder weniger aufgedrückt« worden sei. Das Land müsse nun für die Sicherheit sorgen. Da habe die Stadt keinen Einfluss.

Die eigentliche Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenberg ist seit längerem voll belegt, weshalb seit 2013 ein zweiter Standort gesucht wird. Daher entschied sich das Land, vorübergehend die Suhler Immobilie zu nutzen. »Wir tun, was wir können«, sagte Alexy. So fahre die Polizei in Suhl häufiger Streife. Weitere Maßnahmen für die Sicherheit würden geprüft. Details könne er aber nicht nennen. dpa/nd

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