Nicht ohne Washington
Klaus Joachim Herrmann über das Treffen der Außenminister zur Ukraine
Der zweite entscheidende Mitwirkende an der ukrainischen Krise war zum Treffen der Außenminister in Berlin nicht vorgesehen. Washington hält sich raus, macht lieber aus der Ferne gegen Russland scharf. Dabei fällt in Kiew ohne Vorgabe der US-Spitzen oder CIA- und sonstiger Berater keine Entscheidung von Belang. Nicht selten mehrmals täglich telefoniert Präsident Poroschenko mit seinem Chef Obama in Übersee, dessen Vize oder wenigstens dem Außenminister. Selbst die widerliche Bürokratieshow um den russischen Hilfskonvoi bedurfte der Rücksprache.
Der Konflikt, bei dem mitten in Europa Großstädte von der Armee mit Raketen und Artillerie beschossen, Einwohner zu Hunderttausenden vertrieben werden, ist im Kern geostrategisch. USA und NATO wollen in nachsowjetischen Raum vorrücken, Russland will genau dies verhindern. Beide meiden die direkte Konfrontation. Doch es werden wie einst in Vietnam Stellvertreter eingesetzt, gerüstet und ins Feuer geschickt.
Dazwischen eiert Europa hilflos herum und versucht, wenigstens noch von sich selbst Schaden irgendwie abzuwenden. Das wird ohne Besinnung auf die eigenen Interessen und ohne Druck auf die beiden erbittert streitenden Großmächte nicht gelingen. Denn ohne die direkte Beteiligung von Moskau und Washington an Verhandlungen gibt es keinen Frieden.
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