Glaube statt Waffen gegen Islamisten

Zentralrat der Muslime entsetzt über Vorgehen der IS-Milizen/Waffenlieferungen an Kurden werden dennoch abgelehnt

  • Lesedauer: 3 Min.
Nach dem schrecklichen Tod des Kriegsreporters James Foley positioniert sich nun auch der Zentralrat der Muslime gegen die Schreckenstaten der IS-Miliz. Waffenlieferungen an die Kurden stehen sie dennoch kritisch gegenüber.

München. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hat das Vorgehen der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) in Syrien und dem Irak scharf verurteilt. In einem Interview des »Münchner Merkur« vom Donnerstag sprach Mazyek von »Schandtaten dieser Barbaren und marodierenden Banden«. Die Ermordung des US-Journalisten James Foley und die Verbreitung eines Videos von der Tat durch den IS sei »in jeder Hinsicht widerlich« gewesen. Solche »Untaten« hätten mit dem Islam, dem Koran und der muslimischen Lebensweise nichts zu tun.

Mazyek betonte, es gebe unter den Muslimen weltweit »erstmals eine einheitliche Position«, die Taten des IS zu verurteilen. Dies gelte »vom sufischen Liberalen bis hin zum salafistischen Islam«. Die Muslime in Deutschland ermunterte Mazyek, klar Stellung zu beziehen. »Wir müssen raus aus dem Schneckenhaus und uns deutlich positionieren.« Deutsche Muslime sollten '»nicht nur für Gaza und den Frieden demonstrieren«, sondern müssten dies auch für Menschen tun, »die fälschlich im Namen des Islam leiden«.

Dass es innerhalb der muslimischen Gemeinden in Deutschland IS-Sympathisanten gebe, schloss Mazyek aus. Bei denjenigen, die mit den Dschihadisten sympathisieren, handele es sich »um junge Leute aus kaputten Familien und mit desaströsen Biografien, die Diskriminierung erfahren haben und sich von Scharlatanen einlullen und anheuern lassen«.

Generell lasse sich Islamismus »am besten mit dem Islam« bekämpfen, »also mit Unterstützung der Gemäßigten«, sagte Mazyek. Es sei notwendig, »die absolute Mehrheit der friedliebenden Muslime« in die Prävention einzubeziehen.

Dennoch sieht der Zentralrat der Muslime in Deutschland die geplanten Waffenlieferungen an die Kurden im Irak kritisch. Sie könnten nur das letzte Mittel sein, sagte der Vorsitzende des Zentralrats am Donnerstag im Südwestrundfunk. Humanitäre Hilfe müsse Vorrang haben.

Am Beispiel Syrien sei zu sehen, wie Waffen in falsche Hände gelangen könnten, kritisierte Mazyek. Dort würde mit Waffen gekämpft, die von der deutschen Rüstungsindustrie stammten. Deshalb müssten solche Lieferungen restriktiv gehandhabt werden. Womöglich würden die Waffen später für ganz andere Zwecke eingesetzt als zur Verteidigung gegen die Terroristen des »Islamischen Staats« (IS).

Gestern sei die Kurdenorganisation PKK eine Terrororganisation gewesen, heute werde sie als Befreiungsorganisation gesehen - das gehe ihm zu schnell, sagte der Zentralratsvorsitzende. Kämpfer der PKK aus der Türkei unterstützen im Nordirak die kurdischen Peschmerga-Einheiten.

Mazyek warf der Bundesregierung und dem Westen vor, bei der Katastrophe in Syrien weggeschaut zu haben. Genau dort aber sei die IS-Miliz entstanden. Die Menschen hätten um Hilfe gebeten, aber »die Welt hat Hilfe in Syrien unterlassen. Wäre das nicht passiert, wäre die Situation im Irak heute eine andere«, sagte Mazyek. agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal