Ungebremst

Rainer Balcerowiak über die schwierige Frage der Tarifeinheit

  • Rainer Balcerowiak
  • Lesedauer: 1 Min.

Bei der Deutschen Bahn AG rasen gleich drei Züge ungebremst aufeinander zu. Die Gewerkschaften EVG (zum DGB gehörig) und GDL streiten über die Zuständigkeit für das Fahrpersonal, und die Unternehmensführung macht die Aufnahme der anstehenden Tarifverhandlungen vom Abschluss einer Kooperationsvereinbarung abhängig, mit der konkurrierende Tarifverträge innerhalb des Konzerns ausgeschlossen werden.

Im Kern dreht sich der Konflikt also um die Frage der Tarifeinheit. Bundesregierung, Unternehmerverbände und der DGB streben unisono an, den Mehrheitsgewerkschaften in den jeweiligen Unternehmen das Monopol auf den Abschluss von Tarifverträgen gesetzlich zu garantieren. Kämpferische Spartengewerkschaften wie die GDL, die die Lokführer vertritt, könnten dann nicht mehr zu Streiks für die Durchsetzung von Tarifforderungen aufrufen. Mit dem Grundgesetz wäre das nicht vereinbar, und deswegen tut sich die Regierung auch schwer, einen Gesetzentwurf vorzulegen. Und was die Bahn betrifft: Man mag die Konkurrenz von EVG und GDL unter dem Gesichtspunkt der einheitlichen Vertretung von Arbeitnehmerinteressen bedauern. Aber man sollte einer gut organisierten und nachweisbar erfolgreichen Gewerkschaft wie der GDL nicht das Recht absprechen, auch weiterhin im Interesse ihrer Mitglieder zu wirken.

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.