Ermittlungen gegen EEV

Windparkbauer bekommt juristische Probleme

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
Mehr als 21 Millionen Euro hat die Göttinger EEV bei Anlegern eingesammelt. Im schlimmsten Fall könnte das Geld jetzt weg sein.

Mit der ungewöhnlichen schriftlichen Presseinformation »Fakten, aktuelle Informationen« reagierte das Göttinger Unternehmen Erneuerbare Energie Versorgung AG (EEV) am Freitag auf Ermittlungen der Braunschweiger Staatsanwaltschaft. Vorstandsboss Heinz Lucas geht in dem Schreiben gleich in die Offensive: Man sei ein mittelständisches Unternehmen für »Grüne Energie« mit »echtem Geschäft«, kein grauer Investmentfonds. EEV will einen Windpark in der Nordsee bauen und betreibt ein Biomasseheizkraftwerk in Papenburg.

Dieses stand allerdings schon in der Vergangenheit in der Kritik. So hatte der Infodienst der Beratungsfirma Goldman Morgenstern & Partners früheren EEV-Managern »Datendiebstahl, Untreue und Raub von Projekten« vorgeworfen. Beim Bau des Kraftwerks soll es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein. Der Vertrag mit dem früheren Leiter wurde wohl nicht verlängert, und im März nahm Firmengründer Lucas das Ruder selbst in die Hand.

Probleme gibt es auch mit dem anderen ehrgeizigen EEV-Projekt, dem Offshore-Windpark »Skua«. Das Areal liegt inmitten eines Übungsgebietes der Marine und der Luftwaffe. Die schießen dort mit scharfer Munition, und die Bundeswehr lehnt den Bau des Windparks laut NDR grundsätzlich ab. Doch im Anlage-Prospekt wurde dieses konkrete Risiko nicht erwähnt. Das hätte aber sein müssen, ist Gabriele Schmitz von der Verbraucherzentrale Hamburg überzeugt. Schließlich müsse der Anleger wissen, worauf er sich einlässt. Bei EEV ist man da anderer Meinung.

Ob der lückenhafte Prospekt oder das Papenburger Kraftwerk die Staatsanwaltschaft auf den Plan rief, ist unklar. Auf Anfrage teilten die Strafverfolger nur mit, dass man ein Ermittlungsverfahren gegen »leitende Mitarbeiter« eröffnet habe. »Die Tatvorwürfe stehen im Zusammenhang mit dem Geschäftsbetrieb«, so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft gegenüber »nd«.

Die Göttinger Firma hat seit ihrer Gründung vor zwei Jahren mehr als 21 Millionen Euro bei tausenden Privatanlegern eingesammelt. Gelockt wurden diese mit hohen Zinsversprechen: Die EEV-Wertpapiere sollten eine Rendite von bis zu neun Prozent abwerfen - weit mehr als der übliche Marktzins von zwei bis drei Prozent. Lediglich Großinvestoren garantiert die Bundesnetzagentur bei Investitionen in die bundesweiten Stromtrassen solch hohe Profitraten. »Da müssen die Alarmglocken klingeln«, sagt Verbraucherschützerin Schmitz.

Der jüngste Windenergiefall erinnert an Prokon und die seit Februar insolvente Windwärts aus Hannover. Auch die Göttinger verkauften massenhaft nachrangige Genussscheine. Anlegern droht nun im Fall einer Insolvenz der Totalverlust. Frau Schmitz warnt vor ähnlichen Projekten mit üppigen Renditeversprechen: »Die ökologische Branche ist besonders anfällig für den grauen Finanzmarkt.« Das hat auch die Bundesregierung erkannt. Als Reaktion auf die Prokon-Pleite hatte sie vor der Sommerpause den Entwurf eines Kleinanlegerschutzgesetzes vorgestellt. Noch in diesem Monat wird sich damit auch die Linkspartei befassen.

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