Hoffen auf bessere Einsicht

Klaus Joachim Herrmann über die EU-Sanktionen gegen Russland

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 1 Min.

Natürlich war die Verschiebung verschärfter Sanktionen gegen Russland kein kraftvolles Zeichen der EU-Einheit. Erst von 15 Uhr auf 18 Uhr verspätet, geriet die Verkündung eines abgestimmten Ergebnisses noch weitere Stunden in Verhandlungen und den Abend. Die für Dienstag angekündigte Umsetzung wurde sogar für zumindest einige Tage ausgesetzt. Solcher Aufschub ließe sich auf den ersten Blick als Niederlage deuten. Sie lässt aber auch auf bessere Einsicht hoffen.

Denn angesichts der Entwicklung in der Ostukraine musste der traurige Verdacht aufkommen, die EU habe eine entscheidende Kurve nicht mitbekommen und fahre unbeirrt weiter Konfrontationskurs. Wenn auch zerbrechlich, hält die Waffenruhe doch schon weit länger als bisherige und erwartet. Sie wird offenkundig von den beiden präsidialen Widersachern in Moskau und Kiew gegen Scharfmacher nicht nur hart in den eigenen Lagern, sondern auch in der internationalen Arena durchgekämpft. Nicht freiwillig - aber es gibt nun mal keine militärische Lösung.

Diese nach mehr als 3000 Toten allzu späte Einsicht verdient jede Unterstützung. Auch EU-Sanktionen sind eine Form von Gewalt, und ihre Verschärfung bedeutet wieder eine Eskalation des Konfliktes. Wer davon ablässt, kann übrigens auch Schaden von sich selbst abwenden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal