Wir haben jetzt eine Dings!
Thomas Blum über den unbeugsamen Opportunismus der Grünen
Die schönsten Katrin-Göring-Eckardt-Sätze spricht immer noch Katrin Göring-Eckardt selbst, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag. Dazu, dass ihr Kollege Winfried Kretschmann, schwäbischer Ministerpräsident, im Bundesrat der sich auf Flüchtlingsabwehr konzentrierenden CDU-Politik zugestimmt hat, sagte sie der »Taz«: »Kretschmann ist in einer anderen Situation, er lebt mit einer anderen Verantwortung. Er führt eine Volkspartei in Baden-Württemberg.« Ein wunderbarer Satz! So viel Wahres über das Wesen der Grünen steckt in ihm! So vielseitig verwendbar ist er! So oft schon wurde er so oder ähnlich von den Göring-Eckardts und Özdemirs dieser Republik gesprochen! Man zählt schon seit Jahren nicht mehr mit.
Von Polizei eskortierte Atommülltransporte? Nun, wir sind eben jetzt in einer anderen Situation. Gesindel abschieben? Unbedingt, schließlich führen wir eine Volkspartei. Faules Arbeitslosenpack drangsalieren? Lehnten wir bis neulich zwar ab, aber jetzt sind wir ja an der Regierung. Bombenkrieg führen? Hm. Da sind wir eigentlich dagegen, aber wir haben jetzt eine Dings, eine ... äh ... andere Verantwortung. So gesehen könnte der grüne Leitsatz auch lauten: »Wenn nicht hü, dann eben hott, ist ja eh wurscht.« Da hat die Partei des fleischgewordenen Jein mit Figuren wie Kretschmann (früher Mitglied des KBW, heute Mitglied der BRD) genau die Richtigen in ihren Reihen.
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