Im schwülen Strudel

Der Schauspieler Michael Douglas wird 70

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 3 Min.

Eine seltene Verschmelzung von Rolle und Realität: »Wenn ich damals in San Francisco Hippiepartys besuchte, habe ich immer erst in erschrockene Gesichter gesehen von Leuten, die gerade Drogen genommen hatten: ›Ein Cop! Ein Cop!‹« Michael Douglas war TV-Inspektor Steve Heller, der sensible Straßencop, der zu einem funky Soundtrack »Die Straßen von San Francisco« aufräumte - in einer der erfolgreichsten Polizei-Serien der 70er Jahre. Der mittlerweile große Hollywood-Mime, der mit jener Produktion berühmt wurde, wird am heutigen Donnerstag 70 Jahre alt.

Seine erste Lebensaufgabe bestand in der Flucht aus dem monströsen Schauspieler-Schatten des Vaters Kirk. »Ich habe ihn als Gladiator am Kreuz gesehen und als verrückten Maler, der sich ein Ohr abschneidet. In manchen Filmen sah es so aus, als könne er geradezu Übermenschliches leisten, und ich fragte mich: Wie kannst du jemals so ein Mann werden wie er?«

Der längst zum sehr eigenständigen Mann gereifte Michael Douglas teilt sein Schauspielerdasein in »drei Leben« ein: »Das erste ging von den Anfängen am Theater und beim Fernsehen bis zu meinem Oscar als Gordon Gekko. Darauf folgte das zweite. Mit dem Film ›Liberace‹ hat mein drittes begonnen.«

Diese grobe Einteilung unterschlägt allerdings seinen ersten Oscar, den er 1975 als Produzent des Meisterwerks »Einer flog über das Kuckucksnest« gewann - also zwölf Jahre bevor er als Finanzgangster Gordon Gecko in Oliver Stones »Wall Street« Oscar-reif feindliche Übernahmen plante.

Nach der »Jagd auf den grünen Diamanten« und anderen familientauglichen Ausrutschern folgte dann 1992 Sharon Stones unerhörter sliploser, den Filmpolizisten Douglas hypnotisierende Beinüberschlag in »Basic Instinct«. Der abgründige Strudel des schwülen Thrillers scheint Douglas auch im realen Leben erfasst zu haben. Er begann jedenfalls Filme mit kontroversen Themen zu drehen: Amokläufer in »Falling Down« (1993), eiskalter Tychoon in »The Game« (1997) oder Drogenfahnder mit Junky-Tochter in »Traffic« (2000) - Filme, auf denen der 1944 in New Jersey Geborene seinen heutigen hohen Coolnessfaktor aufbaute.

Dass er die Entertainer-Biografie »Liberace« von 2013 zum Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt erhöht, ist wohl nicht übertrieben. Er spielt den schwulen Showmaster und Pianisten so entfesselt, so bar jeder Eitelkeit und so konträr zu seinem Image als Frauen verachtender Hetero, dass ihn das für die ganz große Charakterrolle ausweist.

Privat läuft nicht alles rund: Ein Sohn aus erster Ehe sitzt wegen Drogenhandels im Knast - der schon immer fortschrittliche Douglas nimmt das zum Anlass, öffentlich gegen den Wahnsinn der US-amerikanischen Drogenpolitik zu Felde zu ziehen.

In der Ehe mit Catherine Zeta-Jones, mit der er zwei Kinder hat, wurde eine Auszeit vereinbart. Dafür aber hat er gerade den Krebs besiegt: »Und nach diesem Kampf habe ich vor gar nichts mehr Angst.«

Mit einem Cop wird Douglas heute garantiert nicht mehr verwechselt. Wie breit seine Filmcharaktere mittlerweile gefächert sind, zeigen aktuelle Vorhaben: In »The Antman« spielt er erstmals einen Superhelden, im Thriller »The Reach« gibt er mit diebischem Vergnügen einen Bösewicht, im geplanten Projekt »Reykjavik« auch - in dem historischen Drama um die Abrüstungsverhandlungen von 1986 soll er Ronald Reagan spielen.

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