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Neue Zeugen zu Attentat auf Oktoberfest

Anwalt stellt Antrag auf Verfahrenswiederaufnahme

  • Lesedauer: 2 Min.

München. 34 Jahre nach dem Oktoberfest-Attentat präsentiert der Anwalt Werner Dietrich erneut Zeugen und verlangt eine Neubewertung früherer Aussagen. Eine Frau habe einen Tag nach dem Anschlag von 1980 Flugblätter entdeckt, die darauf hindeuteten, dass der angebliche Einzeltäter Gundolf Köhler Hintermänner gehabt habe, sagte Dietrich am Montag. Zudem gebe es drei neue Zeugen, die Köhler vor der Tat mit zwei Männern gesehen haben wollen. Die Aussagen sind in dem Wiederaufnahmeantrag enthalten, den der Jurist nach eigenen Angaben bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe eingereicht hat. Es sei sein vierter nach 1983, 1984 und 2008. Die Bundesanwaltschaft bestätigte den Eingang.

Bei dem Anschlag waren 13 Menschen getötet worden, darunter Köhler. Der 21-jährige Geologiestudent, ein früherer Anhänger der verbotenen extrem rechten »Wehrsportgruppe Hoffmann«, hatte nach einer verpatzten Prüfung den Sprengsatz mit 1,4 Kilogramm TNT deponiert. Die Ermittler sahen ihn als Einzeltäter. Daran werden bis heute immer wieder Zweifel laut.

Der Generalbundesanwalt gehe nach wie vor allen Hinweisen nach, die eine förmliche Wiederaufnahme der Ermittlungen begründen könnten, teilte die Behörde am Montag mit. Unter anderem seien 2009 und 2010 und im November 2010 Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR eingehend gesichtet worden.

Laut Dietrich berichteten drei in seinem Antrag genannte Zeugen, Köhler habe vor dem Attentat mit zwei Männern in Parkas gestritten, die dann davongelaufen seien. »Sie müssen etwas miteinander zu tun gehabt haben«, sagte er. »Keiner geht alleine aufs Oktoberfest, will eine Bombe legen - und streitet sich dann kurz vor der Explosion mit irgendwelchen Gästen, die er nicht kennt.« Bisher war ein Zeuge bekannt, der weitere Männer mit Köhler sah. Er wurde nach Dietrichs Angaben nicht ernst genommen.

Eine weitere Zeugin hatte laut »Süddeutscher Zeitung« Sprachunterricht in einer Unterkunft für Aussiedler gegeben. Am Tag nach dem Attentat habe sie im Schrank eines Schülers Waffen und Flugblätter entdeckt, die einen lobenden Nachruf auf den Attentäter enthielten. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Polizei Köhlers Namen noch nicht bekanntgegeben. Die Zeugin habe dies damals der Polizei gemeldet, sei aber wieder nach Hause geschickt worden. dpa/nd

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