Feuerball über der USA-Ostküste

Transportrakete explodiert bei Start zur Internationalen Raumstation ISS

  • Lesedauer: 3 Min.
Rückschlag für die USA-Raumfahrt: Der Frachter »Cygnus« wird beim Start zerstört. Er sollte Nachschub zur Raumstation ISS transportieren, darunter auch Lebensmittel für die Astronauten.

Washington. Eine Rakete mit 2,3 Tonnen Nachschub für die Internationale Raumstation ISS ist wenige Sekunden nach dem Start in den USA explodiert. Der Raumfahrtbehörde NASA zufolge gab es beim Unfall der »Cygnus« keine Opfer. Der Schaden für die USA-Raumfahrt gilt aber als enorm.

Erfolg dagegen für Moskau: Nur wenige Stunden nach dem Unglück hob vom Kosmodrom in Baikonur (Kasachstan) am Mittwoch planmäßig ein russischer Versorgungstransporter für die ISS ab. Derzeit arbeiten drei Russen, zwei US-Amerikaner und der Deutsche Alexander Gerst in der ISS in rund 400 Kilometer Höhe.

Die private US-Antares-Rakete mit dem Frachter »Cygnus« war Dienstagabend pünktlich 18.22 Ortszeit (23.22 MEZ) vom Weltraumbahnhof Wallops (Virginia) an der US-Ostküste gestartet. Sekunden später stürzte sie in einem riesigen Feuerball zur Erde. Flammen umhüllten die Startplattform, brennende Trümmer flogen in alle Richtungen. Die Ursache der Explosion war zunächst unklar. Offensichtlich seien Treibstofftanks detoniert. »Es ist noch viel zu früh, um genau zu wissen, was passiert ist«, sagte der frühere NASA-Astronaut Frank Culbertson, Vizepräsident der US-Privatfirma Orbital Sciences.

Die von Orbital Sciences entwickelte »Cygnus« (Schwan) sollte rund 2300 Kilogramm Lebensmittel und Forschungsmaterial zur ISS bringen. Seit 2013 gab es drei erfolgreiche Flüge. Nach NASA-Angaben waren keine dringend notwendigen Güter an Bord. »Die Mannschaft ist in keiner Gefahr«, sagte William Gerstenmaier, Chef für bemannte Raumfahrt.

Russland, USA-Partner beim ISS-Programm, bot Hilfe an. Die Raumfahrtbehörde Roskosmos könnte einen zusätzlichen Versorgungsflug übernehmen, sagte Alexej Krasnow von Roskosmos. Für den russischen Nachschub habe der Unfall keine negativen Folgen. Moskau bringe die Güter meist im Progresstransporter zur ISS, so Krasnow. Die am Mittwochmorgen gestartete Sojus-Trägerrakete mit 2,5 Tonnen Nahrungsmitteln, Forschungsgeräten, Treibstoff und Post an Bord dockte 14.08 Uhr MEZ an der ISS an. Im Dezember ist ein Flug des privaten US-Transporters »Dragon« zur ISS geplant.

Culbertson zufolge war bei dem Unglück nach einer ersten Explosion der Befehl zur völligen Zerstörung des Fluggeräts gegeben worden. Damit soll verhindert werden, dass Raketenteile auf bewohntes Gebiet einschlagen. Die Rakete und der Transporter, die zusammen umgerechnet mehr als 157 Millionen Euro kosteten, seien verloren, sagte Culbertson.

Der russische Raumfahrtexperte Igor Marinin sagte, möglicherweise hätten technische Änderungen am Triebwerk den Unfall verursacht. Für die Antares-Rakete hätten die USA das ursprünglich sowjetische Triebwerk NK-33 modifiziert. Die Änderungen hätten die Rakete wohl instabil gemacht. »Wir sind sehr enttäuscht«, so Gerstenmaier. Das Unglück zeige, dass Raumfahrt ein harter Job ist, der nicht ohne Gefahren sei. Culbertson sagte: »Wir werden herausfinden, was schiefgegangen ist, wir werden es beheben und werden wieder fliegen.«

»Cygnus« ist wie Progress ein Frachter, der nach einem Flug nicht wiederverwendet wird. Das Raumfahrzeug, das auf dem Rückweg von der ISS Müll befördert, verglüht beim Wiedereintritt in die Atmosphäre.

Die NASA hatte 2011 ihr Shuttle-Programm nach 30 Jahren beendet. Seitdem sind US-Astronauten auf Mitfahrgelegenheiten Russlands angewiesen. Zur Versorgung der Astronauten und zur Lieferung wissenschaftlicher Ausrüstung setzten die USA seitdem auf private Unternehmen. Im Rahmen des zwei Milliarden Dollar schweren Vertrags sollte es bis 2016 mindestens sieben weitere »Cygnus«-Missionen geben. dpa/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal