Scheitern programmiert

Andreas Fritsche ist dennoch überrascht von Mehdorns Rückzug

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Er kam, sah und macht den Abflug. Hartmut Mehdorn, Geschäftsführer der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, will sich bis spätestens Juni 2015 aus dieser Position zurückziehen. Damit überraschte er die Öffentlichkeit am Montag. Eine Überraschung war auch seine Verpflichtung als neuer Flughafenchef im März 2013. Warum Mehdorn? Warum ein Mann, der als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG höchst umstritten gewesen ist? Warum ein Manager, der sich auch als Chef der Fluggesellschaft Air Berlin Kritik an seiner Tätigkeit gefallen lassen musste?

Die Antwort fällt leicht. Dem Vernehmen nach kassierte die Politik zuvor reihenweise Absagen von anderen Luftfahrtexperten. Brandenburgs damaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) durfte sich glücklich schätzen, dass wenigstens Hartmut Mehdorn den Mut hatte, die Aufgabe zu übernehmen. Denn sonst wäre niemand bereit gewesen, das Pannenprojekt Großflughafen BER in Schönefeld in die Hand zu nehmen. Zu groß die Gefahr, damit den eventuell noch tadellosen Ruf in der Geschäftswelt zu riskieren. Ein Scheitern schien programmiert. Dass der Bau immer teurer wird und der Eröffnungstermin immer ferner rückt, überrascht keineswegs. Wo soll der glorreiche Retter herkommen, der bislang nicht gefunden wurde?

Freilich gab es zuletzt einige Spekulationen um eine Ablösung von Hartmut Mehdorn, die jetzt den Verdacht nahelegen, er habe einem Rauswurf zuvorkommen wollen.

Doch weil es vor zwei Jahren so schwer gefallen war, jemanden zu finden, und weil es jederzeit schwer fallen dürfte, die Nachfolge zu regeln, schien Mehdorn bei aller Unzufriedenheit mit seiner Arbeit dennoch fest im Sattel zu sitzen. Die Flughafengesellschafter Bund, Berlin und Brandenburg haben nun ein weiteres richtiges Problem. Es ist nicht das erste, und es wird auch nicht das letzte sein.

- Anzeige -

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.