Kein Opfer ist illegal
Katja Herzberg zu Gerüchten um blinde Passagiere auf der »Norman Atlantic«
Etwa 20 Personen, die von der auf dem Mittelmeer in Brand geratenen Fähre »Norman Atlantic« gerettet wurden, standen offenbar nicht auf den Passagierlisten. Schnell sprachen Medien von blinden Passagieren und »illegalen Flüchtlingen«. Noch ist nicht sicher, ob die Vermutung stimmt oder es sich um statistische Fehler handelt. Verwunderlich wäre es jedoch nicht, wenn unter den Geretteten und unter den Opfern auch Flüchtlinge wären.
Die Bilder sind bekannt, die zeigen, wie Menschen in den Häfen von Calais oder Piräus versuchen, auf Schiffe aufzuspringen. Sie haben keine legale Möglichkeit, ein Land zu verlassen. Jene von ihnen, die nun auf der Unglücksfähre von Griechenland nach Italien gelangen wollten, sind daher weitere Opfer einer katastrophal verfehlten Flüchtlingspolitik in der EU. Wie so oft weiß auch diesmal niemand, wie viele Menschen erneut im Mittelmeer gestorben sind, die aus Krieg und Elend flüchteten - in der Hoffnung, in Europa Sicherheit und ein besseres Leben zu finden.
Egal wie viele blinde Passagiere an Bord der »Norman Atlantic« waren und es vielleicht mit Hilfe von Schleppern dorthin geschafft hatten, sie sind nicht der Grund für das Unglück. Klar ist aber, dass jedes Todesopfer dieser Katastrophe eins zu viel ist - ob GriechIn, ItalienerIn, DeutscheR oder eben SyrerIn, AfghanIn oder TunesierIn.
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