Ein Zentrum für verfolgte Künste

Solingen

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Zum 1. Januar nahm das Zentrum für verfolgte Künste im Kunstmuseum Solingen seine Arbeit auf. Nach rund 25 Jahren harter Kämpfe und zäher Verhandlungen gehe das Projekt endlich an den Start, sagte der Vorsitzende der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft und der Stiftung »Verbrannte und verbannte Dichter - Für ein Zentrum der verfolgten Künste«, Hajo Jahn, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Einrichtung soll Exilgeschichten von Künstlern, Schriftstellern und Publizisten während des NS- und der DDR-Zeit dokumentieren und erforschen. Offiziell eröffnet wird das Zentrum im Frühjahr.

Ein Museum für die Geschichte und die Werke von Künstlern im Exil gab es in Deutschland bislang nicht. Tausende flohen während des Nationalsozialismus aus Deutschland, darunter Bertolt Brecht, Nelly Sachs und Thomas Mann, aber auch viele weniger Bekannte. Das Zentrum für verfolgte Künste soll ihre Geschichten sowie Exilgeschichten von Künstlern aus der DDR präsentieren.

Seit 2008 werden im Kunstmuseum Solingen Projekte zum Zeitraum 1914 bis 1989 erarbeitet. Erstes Ergebnis ist die Ausstellung »Niemand zeugt für seine Zeugen«, die ab dem 27. Januar zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz im Bundestag in Berlin gezeigt wird. Das Zentrum für verfolgte Künste erarbeitete die Schau in Kooperation mit den Gedenkstätten und Museen Yad Vashem in Israel, Auschwitz-Birkenau in Polen und Theresienstadt in Tschechien. Die Ausstellung soll danach in Osnabrück, Polen und Israel zu sehen sein.

Zur feierlichen Eröffnung des Zentrums für verfolgte Künste im Frühjahr soll die Multimediaausstellung »Frauen im Holocaust« aus der Gedenkstätte Yad Vashem gezeigt werden. Zudem ist in Solingen die erste Ausstellung der Originalzeichnungen Michel Kichkas für das Graphic Novel »Zweite Generation« geplant. Das Comicbuch zeigt die Erfahrungen eines Sohns jüdischer Eltern, die den Holocaust überlebt haben.

Gesellschafter der Zentrums für verfolgte Künste sind mit zwei Dritteln der Landschaftsverband Rheinland und mit einem Drittel die Stadt Solingen. Sie finanzieren die laufenden Kosten in Höhe von 435 000 Euro pro Jahr. Hajo Jahn von der Stiftung »Verbrannte und verbannte Dichter« forderte, auch die Bundesregierung müsse sich an der Finanzierung beteiligen, ähnlich wie beim Zentrum gegen Vertreibung in Berlin. Nur dann könne das Solinger Zentrum wirklich eine Einrichtung von nationaler und internationaler Bedeutung werden. epd/nd

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