Werbung

Durch die Mitte nicht im S-Bahn-Tunnel

Nord-Süd-Verbindung wird ab Freitagabend für dreieinhalb Monate gesperrt

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.
Rund 100 000 Fahrgäste müssen sich neue Wege suchen. Zwischen Gesundbrunnen und Yorckstraße fahren keine S-Bahnen.

Max, der Maulwurf, ist wieder aktiv. Und wie. Das Baustellenmaskottchen der S-Bahn kündigt auf Flyern und Aushängen die nächste Megabaustelle an. Für dreieinhalb Monate wird der Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn zwischen Gesundbrunnen und Anhalter Bahnhof komplett gesperrt. Am kommenden Freitag, 22 Uhr, geht es los, voraussichtlich am 4. Mai mit Betriebsbeginn sollen die Bahnen wieder fahren.

Betroffen sind die drei S-Bahn-Linien S 1, S 2 und S 25, die werktags von rund 100 000 Fahrgästen genutzt werden. Sie müssen sich neue Wege suchen. Die drei betroffenen Linien fahren während der Sperrung nur im Süden bis Yorckstraße unverändert. Im Norden dagegen verkehrt nur die S 1 zwischen Gesundbrunnen und Oranienburg auf ihrer gewohnten Strecke. Die S 2 wird durch die S 9 ersetzt, die von Pankow bis Bernau verlängert wird. Zusammen mit der S 85, die nach Buch geschickt wird, ergibt sich auf diesem Abschnitt ein Zehn-Minuten-Takt. Die S 8 fährt an Stelle der S 25 nach Hennigsdorf und wird auf ihrer Stammstrecke nach Birkenwerder durch die S 45 ersetzt, die über Südkreuz bzw. Bundesplatz dorthin verlängert wird. Auf dem westlichen S-Bahn-Ring ergibt sich so ein zusätzliches Angebot.

Zwar richtet die S-Bahn für den gesperrten Abschnitt zwei Ersatzlinien mit Bussen und Umsteigen am Bahnhof Friedrichstraße ein, doch dürfte das wegen langer Fahrzeiten und Staugefahr keine empfehlenswerte Alternative sein. Zudem sind die Stationen Nordbahnhof und Brandenburger Tor wegen gesperrter Straßen nur mit längeren Fußwegen erreichbar. Die S-Bahn rät deshalb, den Abschnitt zu umfahren. Etwa über die westliche Ringbahn, auf der zusätzlich die S 45 verkehrt. Allerdings ist dabei eine um etwa zehn Minuten längere Fahrzeit einzukalkulieren als bei der Fahrt durch den Tunnel. Zudem sind die Züge schon jetzt im Berufsverkehr oft rappelvoll. Auch während der Sperrung sollen die Bahnen nur mit sechs statt der möglichen acht Wagen fahren, weil der Fahrzeugbestand dafür nicht ausreicht.

Auch die U-Bahn-Linien U 6 und U 8 bieten sich als Umfahrung an, allerdings kann auch die BVG wegen Wagenmangels keine zusätzlichen Fahrten anbieten. Zudem gibt es auf der U 6 bereits seit diesem Mittwoch Pendelverkehr zwischen Hallesches Tor und Platz der Luftbrücke, der noch bis Montagfrüh andauert. Zu einer Überschneidung der Bauarbeiten kommt es auch bei der U 2, die ab Mitte April bis 20. November den Verkehr zwischen Gleisdreieck und Wittenbergplatz einstellt.

Der 75 Jahre alte Nord-Süd-Tunnel war zuletzt 1991/92 instand gesetzt worden, was damals fast ein Jahr dauerte. Diesmal bündelt die Bahn eine Reihe von Arbeiten. Neben vier Kilometer Gleis werden 19 Weichen ausgetauscht, ein neues Zugsicherungssystem eingebaut und zum Lärmschutz Schienenschmierapparate getauscht und vier neue eingebaut.

Besser Schmieren will die S-Bahn künftig auch die Stadtbahn, wo zu den 60 vorhandenen Apparaten weitere hinzukommen sollen. Leiser wurden die Bahnen bereits durch das Abschleifen der Gleise, wodurch der Lärmpegel um bis zu 23 Dezibel gemindert werden konnte, wie das Unternehmen mitteilte. Eine Minderung um zehn Dezibel wird als Halbierung des Lärms wahrgenommen. Nach dem Einbau neuer Schienen im vergangenen Jahr hatten sich Anwohner über lautes Quietschen beschwert.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal