Salbe auf dem Terroristen

Markus Drescher über die Unfähigkeit zu radikalen Veränderungen

  • Lesedauer: 1 Min.

Ach wären doch Gruppenfotos die Lösung. Die Erde wäre ein wundervoller Planet, auf dem Frieden, Freiheit und ökologisches Gleichgewicht herrschte. Klimawandel, Eurokrise, Flucht, Hunger und Unterernährung, Armut, zerfallende Staaten, Terrorismus... Zu den meisten Problemen der Menschheit gibt es das passende Bild mit hochrangigen Regierungsvertretern. Mal Arm in Arm, mal nicht. Aber immer blieb eine grundlegende Veränderung des Handelns aus, das für die Probleme verantwortlich ist. Stattdessen: notdürftige Behandlung der Symptome, wahlweise mit den Mitteln Rosskur, Placebo, Salbe drauf, dann sieht man es nicht mehr.

Die Ursachen bleiben. Müssen bleiben. Weil ihre Beseitigung gleichbedeutend mit der Beseitigung nationaler Egoismen, von Privilegien, der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, des eigenen Machtanspruchs wäre. Und so wird sich die sogenannte Terrorbekämpfung auch hier darauf beschränken, Freiheitsrechte zu beschneiden (Rosskur), Reden zu halten (Placebo) und die einzukassieren, derer man habhaft wird (Salbe). Anschläge lassen sich so vielleicht eine Zeit lang verhindern. Aber mit Sicherheit nicht so lange, dass nicht irgendwann die Symptome die Überhand gewönnen. Die Menschen in der Bundesrepublik sollten also Angst haben. Vor der Unfähigkeit, mit radikalen Veränderungen Ursachen zu bekämpfen.

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