Frankreichs Premier sieht »Apartheid« im Land

Manuel Valls: Probleme lange bekannt - und dann vergessen / Diskriminierungen wegen Namen, Hautfarbe und Geschlecht seien »alltäglich«

  • Lesedauer: 1 Min.
Bilden die französischen Vorstädte einen Nährboden für islamistisches Gedankengut und auch für Anschläge? Seit den Anschlägen von Paris rücken sie wieder in den Blick - wie schon 2005. Damals verschwanden sie aber auch genausoschnell aus dem Fokus.

Paris. In Frankreich gibt es nach den Worten von Premierminister Manuel Valls »eine territoriale, soziale, ethnische Apartheid«. Mit Blick auf die überwiegend durch Einwanderung geprägte Bevölkerung in den Problem-Vorstädten Frankreichs sagte der Regierungschef am Dienstag in Paris, »seit zu langer Zeit bauen sich Spannungen auf«. Dabei verwies er auf den »Abstieg am Stadtrand, die Ghettos« und »eine Apartheid«. Die vergangenen Tage hätten viele Übel der französischen Gesellschaft und die Herausforderungen deutlich gemacht.

Seit der islamistischen Anschlagsserie vor rund zwei Wochen wird in Frankreich verstärkt darüber diskutiert, ob die Problem-Vorstädte mit ihrer hohen Arbeitslosigkeit und ihrem schlechten Bildungsnivau einen Nährboden für islamistisches Gedankengut bilden. Die Regierung will unter anderem durch eine bessere Schulpolitik gegensteuern.

Valls machte nun deutlich, dass die Probleme schon lange bekannt seien, und erinnerte an die Vorstadt-Krawalle im Jahr 2005. »Danach wird es vergessen«, sagte er. Zur »sozialen Misere« in diesen Problemvierteln kämen die »täglichen Diskriminierungen« hinzu, »weil man nicht den richtigen Familiennamen, nicht die richtige Hautfarbe hat oder einfach, weil man eine Frau ist«. Es gehe ihm nicht darum, Ausflüchte zu finden, hob Valls hervor. Doch müsse »der Realität« in Frankreich ins Auge geblickt werden. AFP/nd

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