Monolog über Dialog
Markus Drescher über Gespräche mit Pegida
[Es ist das Jahr 2015. Im Hintergrund sind Menschenmassen mit Deutschlandfahnen zu sehen. Auf Schildern stehen Parolen gegen Migranten und Islam, gedämpft hört man die Menge rufen »Wir sind das Volk!«] Auftritt Kommentator: Dialog? Ist das nicht diese Sache mit dem Austausch von Argumenten, verbunden mit Zuhören?
[Die Menge skandiert »Lügenpresse, auf die Fresse!«, anschwellend.]
Wie soll das Aussehen, ein Dialog mit Pegida? Mit Leuten, die Meinungsfreiheit schreien, und damit die Freiheit meinen, ihrer Meinung zu sein. Die »gleichgeschaltet«, »gekauft«, »gesteuert« rufen, sobald Leute sagen, die den Aussagen von Pegida zugehört haben: »Für uns seid ihr Rassisten.« Worüber sollte mit Pegidisten verhandelt werden? Über diesen Islamisierungsunfug, die »Sorgen«, dass Asylbewerber ein himmlisches Leben führen, die »Angst«, dass Weihnachten abgeschafft wird? Jetzt mal ernsthaft, ihr Pegida-Anbiederer von der CDU, man muss nicht an jeder Tonne schnuppern, weil der Müll auf die Straße fällt, nicht mal ihr. Und was ist mit denen, die für eine gerechtere Gesellschaft und gegen Rassismus eintreten? Oder mit den Geflüchteten, die sich nicht mehr auf die Straße trauen? Hallo? Dialogangebot? Tschuldigung, ganz vergessen, nicht eure Themen. [Kommentator langsam, aber sicher entnervt ab. Vorhang]
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.