HSV liefert sich Investor aus

Alexander Ludewig kritisiert den Einstieg von Klaus-Michael Kühne

  • Lesedauer: 2 Min.

Die erste Sturmflut hat Hamburg Anfang des Jahres überstanden, die Pegelstände von Alster und Elbe zeigen längst wieder Normalwerte. Dem HSV steht das Wasser dennoch bis zum Hals - nicht nur sportlich. Am Donnerstag wurde bekannt, dass Investor Klaus-Michael Kühne nun doch als Gesellschafter in die Fußball AG des Hamburger SV einsteigt.

Ende vergangenen Jahres klang Kühne noch so: »Ich habe jetzt wirklich schon viel zu viel Geld in dieses Hobby investiert.« Sein Darlehen von 25 Millionen Euro wollte er damals partout nicht in Anteile der Aktiengesellschaft in Höhe von 7,6 Prozent umwandeln. Der mit über 100 Millionen Euro verschuldete Klub hätte es bis 2017 zurückzahlen müssen. Jetzt soll Kühne 7,5 Prozent bekommen - für 18,75 Millionen Euro. Die restlichen 6,25 Millionen lässt er sich bis 2019 zurückzahlen, zuzüglich der Zinsen.

Zähe Verhandlungen sollen es gewesen sein. Für den HSV war Karl Gernandt mit dabei. Er ist Aufsichtsratsvorsitzender der Fußball AG, aber auch Verwaltungsratspräsident bei »Kühne + Nagel«, der Firma des Verhandlungspartners. Damit lässt sich das für Klaus-Michael Kühne gute Ergebnis vielleicht auch erklären. Vor allem aber mit den Worten von Dietmar Beiersdorfer. »Es war kein anderer da«, sagte der Vorstandsvorsitzende der HSV Fußball AG im Oktober. Damals war noch Kühnes Einstieg für 25 Millionen Euro ausgemachte Sache.

Beiersdorfers Worte gelten auch heute noch. Trotz Gesprächen mit anderen Interessierten ist wohl niemand sonst wirklich bereit zu investieren. Also liefert sich der HSV Kühne aus, schmiert ihm reichlich Honig ums Maul und stellt sich dabei selbst bloß. Nach der Abwicklung des Deals bezeichnete Beiersdorfer Kühne allen Ernstes als »verlässlichen Begleiter«. Vergessen sind also der zwischenzeitliche Rückzieher sowie Häme und Kritik, die Kühne immer wieder öffentlichkeitswirksam über den Klub ergoss.

Bleibt zu hoffen, dass der HSV über die präsentierten Zahlen hinaus nicht noch mehr Zugeständnisse gemacht hat. Denn immer wieder hatte Kühne in der Vergangenheit für sein Geld auch ein Mitspracherecht gefordert. All die Traditionalisten und Kommerz-Kühne-Kritiker beim HSV bekamen am Donnerstag immerhin eine Beruhigungspille: Die Arena heißt ab 1. Juli wieder Volksparkstadion. Weil Kühne für vier Jahre die Namensrechte gekauft hat.

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