Einen Duden für Henkel
Celestine Hassenfratz über Henkels Einbahnstraßenpolitik im Görli
Sicher wäre es nicht einfach geworden im Görlitzer Park. Bestimmt hätte es eine Weile gedauert, bis das Konzept vom Verein Joliba gegriffen hätte. Und wahrscheinlich hätte auch dieser Ansatz nicht alle Probleme gelöst. Aber dass der einzige Versuch mit Sozialarbeit im Görlitzer Park etwas zu ändern, vom Senat bereits abgeschmettert wurde, bevor das Projekt richtig beginnen konnte, ist ein Armutszeugnis für die verantwortlichen Politiker.
Mit Deutschkursen, Familienhilfe und dem Aufzeigen von Zukunftsperspektiven für die Drogendealer im »Görli« wollte das Beratungscenter dazu beitragen, die Situation im Park nicht nur für Anwohner sondern auch für die Dealer zu verbessern. Die Dealer im »Görli« sind zu einem Großteil afrikanische Flüchtlinge. Diese Menschen stehen dort nicht, weil sie sich »Dealer« als Traumberuf erwünscht haben. Sie stehen dort als Resultat einer ungerechten Wirtschafts- und Flüchtlingspolitik. Sie sind Symptom einer kurzfristigen Politik, nicht verantwortlich für das Problem. Diese Menschen aufzufangen und ihnen mit Sozialarbeit endlich eine menschliche Seite zu zeigen, wäre ein richtiger Ansatz gewesen.
Doch die Wörter »Langfristigkeit« und »Sozialarbeit« scheinen im Wortschatz des Innensenators nicht vorzukommen. Im Gegenteil: Frank Henkel wirft politische Ideen in den luftleeren Raum, entgegen allen Widerstandes, richtet Sonderzonen ein, wird die Behörden lähmen und lässt die Menschen, die Hilfe nötig hätten, weiter im Regen stehen, irgendwo anders dann. Aus den Augen aus dem Sinn. Hauptsache Henkel kann sich am Ende des Tages auf die Schulter klopfen und für seinen kurzfristigen Eifer loben.
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