Immer weniger Hartz-IV-Bezieher schaffen es

Nur einer Minderheit gelingt der Sprung in den ersten Arbeitsmarkt

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Zahl der Hartz-IV-Bezieher, die einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt finden, ist seit Jahren rückläufig.

Als Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) im vergangenen November ein »Paket gegen Langzeitarbeitslosigkeit« für 2015 ankündigte, da zeigten sich Medien, Opposition und Sozialverbände skeptisch. Zu klein das Budget, zu groß das Problem. Dabei ist das Problem offenbar noch größer, als bislang angenommen. Dies geht aus den entsprechenden Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, die die Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann (LINKE) bei der Behörde abgefragt hatte. Die Statistiken, die dem »nd« vorliegen, machen deutlich, dass viele Betroffene aus der behördlichen Erfassung verschwinden, ohne eine Arbeit aufzunehmen. 2014 ging demnach über die Hälfte derer, die ihre Langzeitarbeitslosigkeit beendeten, in die »Nichterwerbstätigkeit«, also etwa in die Rente. Nur rund jeder achte Betroffene schied aus der Statistik aus, weil er eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt fand. Da die Statistik jene nicht mitzählt, die Maßnahmen durchlaufen oder krank geschrieben sind, in den vergangenen Jahren betraf das zwischen 600 000 und 700 000 Menschen, wird das Zahlenwerk vollends unübersichtlich. Ihr Anteil an den Zugängen liegt konstant um die 45 Prozent. Somit ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen größer als die offiziell verlautbarte eine Million.

Alarmierend auch: Immer weniger Betroffenen gelingt der Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt. Schafften es 2010 noch mehr als 254 000, waren es 2014 nur noch etwas mehr als 185 000. Somit fiel ihr Anteil an allen Abgängen von 14,2 auf 12,6 Prozent. »Die Regierung hat die Betroffenen auf das Abstellgleis geschoben und verweigert ihnen eine Perspektive«, kritisierte Sabine Zimmermann gegenüber »nd«. Viele von ihnen lebten in Armut und ohne soziale Teilhabe. »Anscheinend soll die Gesellschaft an diesen Zustand gewöhnt werden«, mutmaßt Zimmermann.

Die Zahlen der Linkspolitikerin passen zu denen, die die Grüne-Bundestagsabgeordnete Birgit Pothmer via »Süddeutsche Zeitung« am Donnerstag veröffentlichte. Demnach sank die Vermittlungsquote von Arbeitsagenturen und Jobcentern auf auf 13 Prozent. BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt sprach gegenüber dpa von einer »Fehleinschätzung«. Die Vermittlungsquote bilde nur einen Teil der Jobvermittlungen ab. Vielen Jobsuchern reiche ein kurzes Gespräch - ohne konkretes Stellenangebot. Zudem suchten sich immer mehr Arbeitslose in der elektronischen Jobbörse der Bundesagentur selbst eine Stelle.

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