Kein Sprengstoff
Simon Poelchau über die Gewinne der Allianz in Zeiten niedriger Zinsen
Die Zinsen seien zu niedrig, die Europäische Zentralbank (EZB) gefährde mit ihren Geldfluten die Guthaben der Sparer. Solche Meinungen hört man tagein, tagaus. Da passt eine Nachricht so gar nicht rein: Die Allianz schüttet eine Rekorddividende von 6,85 Euro je Aktie aus.
Der Grund des Geldsegens für die Anteilseigner von Deutschlands größtem Versicherungskonzern ist der äußerst üppige operative Gewinn von 10,4 Milliarden Euro, den das Unternehmen im vergangenen Jahr machte. Vor allem ein Aspekt passt da nicht in das Weltbild der konservativen Kritiker an der Niedrigzinspolitik von EZB-Chef Mario Draghi: Besonders lukrativ war für die Allianz das klassische Geschäft Lebens-, Renten- und Krankenversicherungen. In dieser Sparte sprang der Gewinn um fast ein Viertel auf 3,3 Milliarden Euro in die Höhe.
Trotzdem lässt der scheidende Allianz-Chef Michael Diekmann keine Gelegenheit aus, um gegen die momentane Geldschwemme der Europäischen Zentralbank zu wettern. Denn offenbar ist die Rendite für die Anteilseigner der Allianz noch nicht hoch genug. Da soll natürlich der Staat nachhelfen. Das Zauberwort heißt Öffentlich-Private-Partnerschaft. Der Münchner Konzern hält deswegen schon mal extra viele Milliarden bereit, um sie profitabel in öffentliche Straßen und Brücken zu investieren.
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