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Schwarzarbeit: Barbiere als Sündenböcke
Jana Frielinghaus über Lars Klingbeils Ansagen gegen »Clankriminalität«
Kampf gegen Finanzkriminalität und Steuerbetrug – würde er konsequent betrieben, wäre das großartig. Er würde dem Staat jährlich Nettoeinnahmen in mindestens zweistelliger Milliardenhöhe einbringen. Doch als Finanzminister Lars Klingbeil sein neues Gesetz gegen Schwarzarbeit vorstellte, rieb man sich verwundert die Augen. Ein neuer Fokus der Arbeit der zuständigen Behörde soll auf – Barbershops, Nagel- und Kosmetiksalons liegen.
Natürlich gehört Ausbeutung und Sozialkassenbetrug überall bekämpft. Doch wenn ein Sozialdemokrat nur von einer Branche spricht, in der vor allem Einwanderer Läden neu eröffnen und das Triggerwort »Clankriminalität« bemüht, betreibt er Stigmatisierung und Sündenbockpolitik. Denn das ganz große Geschäft mit Schwarzarbeit und Ausbeutung Zehntausender wird weiter in der Baubranche gemacht, wo die Kontrolldichte viel zu gering ist. Demgegenüber wurden 2024 in der Friseur- und Kosmetikbranche 1350 Strafverfahren eingeleitet – bei mehr als 100 000 Geschäften mit wenigen Beschäftigten.
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