Kinderschreck
Olaf Standke über ein Dilemma der US-Republikaner im Wahlkampf
Ted Cruz gilt als begnadeter Rhetoriker. Aber manchmal gehen mit dem US-Senator die Pferde durch. So wie vor einigen Tagen, als seine scharfe Kritik an der Wirtschafts-, Gesundheits- und Außenpolitik von Präsident Barack Obama in den Worten gipfelte: »Die ganze Welt steht in Flammen.« Und als ein kleines Mädchen im Publikum ängstlich, aber unüberhörbar nachfragte, ob das wirklich stimme, bekräftigte das der Republikaner unter dem Gekicher der Zuhörer - ehe er die Kleine dann doch mit dem Versprechen beruhigte, dass die Dinge in der Welt sich schon bald zum Besseren wenden würden. Am Montag hat der Mann aus Texas als erster der Partei offiziell seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur 2016 erklärt.
Sein Auftritt als Kinderschreck illustriert ein Dilemma der Grand Old Party: Der 44-Jährige ist eine Ikone der einflussreichen ultrakonservativen Tea-Party-Bewegung. Diesen Rechtsaußen kann es im Wahlkampf gar nicht fundamentalistisch und apokalyptisch genug zugehen, gegen Obamacare, die Einwanderungsreform und das Clinton-Netzwerk, für bedingungslosen Waffenbesitz und entschieden weniger Staat. Doch so sehr die Tea Party die Republikaner in den vergangenen Jahren nach rechts gedrängt hat, für den Einzug ins Weiße Haus braucht es noch immer einen mehrheitsfähigen Kandidaten.
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