CSD-Parade wieder vereint

Organisatoren des Christopher Street Days legen Streit bei

  • Martin Donath
  • Lesedauer: 2 Min.
Die lesbisch-schwule Community will wieder gemeinsam demonstrieren. Im vergangenen Jahr hatten sie sich in zwei Paraden gespalten. Die Veranstalter sagen, sie hätten daraus gelernt.

Zum Christopher Street Day (CSD) soll es in diesem Jahr in Berlin wieder eine gemeinsame Demonstration geben. Am 27. Juni wollen Lesben und Schwule vereint durch die Straßen Berlins ziehen, teilten der Verein des Berliner CSD und die Berliner Aids-Hilfe mit. Im vergangenen Jahr war der CSD nach einem internen Streit in zwei Paraden gespalten.

Der Verein des Berliner CSD hatte versucht, die CSD-Demonstration politischer auszurichten und in »Stonewall-Parade« umzubenennen. Das »Stonewall Inn« ist jene Bar in der Christopher Street in New York, in der sich am 28. Juni 1969 die überwiegend homosexuellen Gäste erstmals gegen staatliche Repressalien und Polizeigewalt wehrten.

Der Versuch, den CSD in Berlin umzubenennen, ohne darüber mitentscheiden zu können, war in der lesbisch-schwulen Community auf massive Kritik gestoßen. Aus Protest gegen eine vermeintliche Kommerzialisierung bildete sich das »Aktionsbündnis 2014«, das eine alternative CSD-Demonstration zur selben Zeit wie die Hauptdemonstration veranstaltete. Es wurde auch vom damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) unterstützt.

Der CSD 2014 sei »für niemanden ein Gewinn« gewesen sei, weil persönliche Kränkungen die politischen Diskussionen überschattet hätten. Daraus hätten sie gelernt, sagten die Veranstalter jetzt.

Dieses Jahr soll zwei Blöcke geben: Den vorderen Teil direkt hinter dem Demo-Banner wollen die Veranstalter für leise Teilnehmende wie Rolligruppen und Menschen mit Kinderwagen reservieren, die sonst akustisch und optisch zwischen den großen Trucks verschwinden.

Im hinteren Teil sollen laute und große Umzugswagen fahren. Diese müssen mindestens 70 Prozent ihrer Bannerflächen für politische Botschaften nutzen. Die Veranstalter wollen »die Sichtbarkeit der politischen Inhalte stärken«, aber auch den Charakter des klassischen Demoaufzugs als feiernde Parade bewahren. »Politik darf Spaß machen, Party kann politisch relevant sein - und letztlich ist das öffentliche Feiern des Andersseins und des Anderssein-Dürfens auch ein Statement«, teilten die Veranstalter mit. Der diesjährige CSD steht unter dem Motto »Wir sind alle anders. Wir sind alle gleich«. Die Veranstalter wollen in Zeiten von Pegida ein Zeichen für gesellschaftliche Vielfalt setzen. Sie fordern Solidarität mit Flüchtlingen, weil sich lesbisch-schwule Flüchtlinge oft in einer besonders prekären Lage befänden. Im vergangenen Jahr nahmen rund 750 000 Menschen an beiden CSD-Umzügen teil, darunter auch Bisexuelle, Intersexuelle und Transgender. dpa

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