Copilot brachte den Airbus gezielt zum Absturz

Erste Opfer der Katastrophe geborgen/Ermittler berichten über Stimmrekorder: Ausgesperrter Germanwings-Pilot versuchte Tür einzuschlagen / Erste Leichenteile nach Unglück in Frankreich geborgen

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Update 18.18 Uhr: Auch die gewerkschaft des Kabinenpersonals hat sich zu der Tragödie des Flugzeugabsturzes zu Wort gemeldet. «Wir sind entsetzt und fassungslos – aber vor allem fühlen wir mit den Angehörigen der ums Leben gekommenen Passagiere und unserer Kollegen. Auch wenn unsere Welt nachhaltig erschüttert wurde, werden wir diese Katastrophe als Fliegerfamilie durchstehen und nach vollständiger Aufklärung der Geschehnisse und der Gründe die zu diesem tragischen Einzelfall geführt haben, daraus lernen”, so Nicoley Baublies, Vorsitzender der UFO, am Donnerstag in Mörfelden-Walldorf.

Update 16.36 Uhr: In einer Presseerklärung drückt Kanzlerin Merkel ihr Mitgefühl aus. »Wir stehen alle unter dem Schock des Flugzeugabsturzes«, sagt Merkel. Sie verspricht größtmögliche Unterstützung bei den Ermittlungen von deutscher Seite aus.

Update 15.50 Uhr: Um 16.30 wird von Kanzlerin Merkel ein Statement zur aktuellen Situation erwartet.

Update 15.12 Uhr: Auf einer Pressekonferenz hat die deutsche Polizei ihr Mitgefühl und Beileid ausgedrückt. Sei berichtet davon, dass viele Ermittler unter der emotionalen Belastung zu leiden haben. Die Polizei fordert Journalisten auf Angehörige mit Respekt zu behandeln.

Update 14.49 Uhr: Auch Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr schließt bisher einen terroristischen Hintergrund aus.

Update 14.38 Uhr: Laut Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat der Co-Pilot eine ordentliche Ausbildung erfahren. Seine fliegerischen Leistungen waren einwandfrei.

Update 14.33 Uhr: Carsten Spohr, Lufthansa-Chef, zeigt sich auf der Pressekonferenz von Germanwings fassungslos.

Update 14.22 Uhr: Dobrindt sieht keine Notwendigkeit den Mechanismus der Türen zu ändern. Das aktive Verhindern eines Eintritts soll im Normalfall das Eindringen Unbefugter verhindern.

Update 14.17 Uhr: Verkehrsminister Dobrindt gibt auf einer Pressekonferenz bekannt, dass die deutschen Ermittler auf die gleichen Ergebnis wie die französischen Ermittler kommen. Man geht davon aus, dass der Copilot aktiv den Eintritt des Piloten verhindert hat und mit großer Wahrscheinlichkeit den Absturz absichtlich herbeigeführt hat.

Update 13.57 Uhr: Germanwings kündigt eine weitere Pressekonferenz für 14.30 Uhr an. Über den Nachrichtendienst Twitter lassen sie verlauten: »Unsere Gedanken und Gebete sind weiterhin bei allen Angehörigen und Freunden der Opfer.«

Update 13.22 Uhr: Der Staatsanwalt Brice Robin geht davon aus, dass die Auswertung des Rekorders noch ein bis zwei Wochen dauern wird. Die Bergung der Opfer gestaltet sich schwierig. Eine Identifizierung wird daher auch weitere zeit benötigen.

Update 13.10 Uhr: Die französische Staatsanwaltschaft kann keinen terroristischen Hintergrund hinter der Tragödie erkennen.

Update 13.08 Uhr: Da der Auto-Pilot bereits angeschaltet war als der Pilot das Cockpitz verließ, ist davon auszugehen, dass ein Missgeschick auszuschließen ist, da nur das Drehen eines Knopfes zu dem Start des Sinkfluges führen konnte.

Update 13.04 Uhr: Der Staatsanwalt Brice Robin gibt an, dass 500 Polizisten die Unglückstelle untersuchen. Eine gründliche Aufklärung soll in den nächsten Tagen folgen.

Update 12.50 Uhr: Staatsanwaltschaft in Frankreich geht davon aus, dass der Co-Pilot wohl mit Absicht in den Sinkflug ging. Genau Informationen liegen allerdings noch nicht vor. Anscheinend hat der Copilot sich geweigert die Tür zu öffnen und hat durch das Drücken eines Schalters den Sinkflug eingeleitet.

Die Auswertung des Audiorekorders ergibt, dass der Pilot das Cockpit verließ. Danach ist nur noch »normales« Atmen des Copiloten zu hören. Der Staatsanwalt spricht von absoluter Stille. Da kein heftiges Atmen zu hören war, geht man davon aus, dass kein Infarkt das Handeln des Copiloten ausschloss. Der Pilot war ausgesperrt zu diesem Zeitpunkt.

Update 12.40 Uhr: Nun gibt es die Bestätigung. Einer der beiden Piloten der abgestürzten Germanwings-Maschine war zum Zeitpunkt der Katastrophe aus dem Cockpit ausgesperrt. Das hat ein Düsseldorfer Staatsanwalt am Donnerstag erklärt.

Update 12.30 Uhr: Einer der beiden Piloten des Airbus A320 war während des Absturzes aus dem Cockpit ausgesperrt. Das ergab eine Auswertung des Stimmenrekorders der Maschine, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Ermittlerkreisen erfuhr. Zahlreiche Angehörige der Opfer kamen am Donnerstag in Südfrankreich an.

Update 12.25 Uhr: Mehrere deutsche Fernsehsender übertragen an diesem Donnerstag live von den Pressekonferenzen zum Absturz der Germanwings-Maschine in Südfrankreich. Gegen 12.30 Uhr wollen sich die französischen Staatsanwälte in Marseille äußern. Die Kanäle n-tv, Phoenix und N24 übertragen live. RTL und ZDF schalten sich zeitweise dazu. Gegen 14.30 Uhr folgt die Pressekonferenz von Germanwings und Lufthansa. Dann werden erneut Phoenix, n-tv und N24 eine Übertragung im Programm haben. Das Erste und RTL sind dann mindestens zeitweise dabei.

Update 10.00 Uhr: Der Absturz der Germanwings-Maschine wird auch den Verkehrsausschuss des Bundestags beschäftigen. »Wir hinterfragen alles: vom Sicherheits- und Werkstattkonzept der Germanwings über Wartungsintervalle bis hin zur konkreten Technik im Airbus«, sagte der Ausschussvorsitzende Martin Burkert (SPD) der »Welt« (Freitagsausgabe). Die Abgeordneten wollten »alle Details kennen«. Ab sofort lasse sich der Verkehrsausschuss jede Woche über den Absturz informieren.

Burkert verglich das Vorgehen mit der Ausschussarbeit nach dem Zugunglück von Eschede, bei dem im Juni 1998 ein ICE in voller Fahrt wegen eines gebrochenen Radreifens entgleist und gegen eine Brücke geprallt war. 101 Menschen starben, rund 100 weitere wurden verletzt. »Auch damals war eine akribische fachliche Aufarbeitung vonnöten«, sagte Burkert der »Welt«. »Es wird auch diesmal sehr lange dauern«, kündigte er an. »Wir werden alle relevanten Sachverständigen einladen.«

Generelle Sicherheitsbedenken wies der Verkehrsexperte zurück. »Fliegen ist sicher, genauso wie Zugfahren«, sagte er. Deutsche Airlines stünden unter Kostendruck, dies sei aber bei anderen Fluggesellschaften auf der Welt noch »viel stärker« der Fall. »Deswegen kann man bei deutschen Airlines, auch wenn sie günstige Tickets anbieten, nicht von Billigfliegern sprechen.«

Er selbst werde weiterhin mit Germanwings fliegen, sagte Burkert. Damit reagierte er auch auf Äußerungen des CDU-Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann. Dieser hatte auf seiner Facebook-Seite geschrieben: »Vor Germanwings kann man nur noch warnen. Überalterte Maschinen und miserabler Service. Mit denen werde ich nicht mehr fliegen.« Wellmann erntete für die Äußerungen scharfe Kritik, unter anderem von SPD- und Grünen-Politikern.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit griff Wellmann ebenfalls an. Seine Aussagen, »die objektiv nicht nachvollziehbar und darüber hinaus ohne fachliche Relevanz sind, sind in einer solchen Zeit deplatziert«, sagte Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg »Handelsblatt Online«.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte der »Bild«-Zeitung vom Donnerstag: »Auch preiswertes Fliegen ist sicher.« Flugzeuge seien »ein sichere Verkehrsmittel, auch nach diesem schrecklichen Ereignis. Die Sicherheitsstandards in der Luftfahrt sind hoch.«

Germanwings-Absturz: War ein Pilot nicht im Cockpit?

Berlin. Einer der beiden Piloten der in Frankreich verunglückten Germanwings-Maschine war nach Angaben von Ermittlern kurz vor dem Absturz nicht im Cockpit. Wie in der Nacht zum Donnerstag aus französischen Ermittlerkreisen verlautete, verließ der Pilot nach dem Start der Maschine das Cockpit und gelangte später nicht wieder hinein. Die Ermittler beriefen sich auf die ausgewerteten Daten des gefundenen Stimmrekorders. Ein mit den ausgewerteten Daten des Flugschreibers vertrauter Ermittler sagte der Nachrichtenagentur AFP, es sei zunächst zu hören, wie sich die Besatzung auf Deutsch unterhalte. »Dann hört man die Geräusche eines Sitzes, der zurückgeschoben wird, dann eine Tür, die sich öffnet und wieder schließt.« Dann seien Klopfgeräusche an der Tür zu hören und dann bis zum Absturz gar nichts mehr.

Kurz zuvor hatte die Zeitung »New York Times« über den Sachverhalt berichtet und sich auf einen ranghohen Militärvertreter berufen, der in die Ermittlungen eingebunden sei. Demnach klopfte jemand erst leicht und dann immer stärker gegen die Tür. »Nie gibt es eine Antwort«, zitierte die Zeitung den Militärvertreter. Am Ende sei zu hören, wie der ausgesperrte Pilot versuche, die Tür einzuschlagen.

Der Pilot verließ den Angaben zufolge das Cockpit, bevor die Maschine in den verhängnisvollen achtminütigen Sinkflug überging. Der Grund dafür sei unklar. Ebenfalls ungeklärt blieb zunächst, ob es sich bei dem ausgesperrten Besatzungsmitglied um den Piloten oder den Co-Piloten handelte.

Der Airbus A320 war am Dienstag aus Barcelona kommend in den französischen Alpen abgestürzt. An Bord waren 150 Menschen, darunter 72 Deutsche. Am Mittwoch wurden die ersten Leichenteile aus dem Gebiet der Absturzstelle per Hubschrauber geborgen, wie am Abend bekannt wurde. Die Arbeiten wurden mit Einbruch der Dunkelheit ausgesetzt und sollten am Donnerstagmorgen wieder aufgenommen werden. Im Laufe des Tages werden auch zahlreiche Angehörige der Opfer in der Gegend erwartet. Die schwer zugängliche Unglücksstelle liegt nahe der Ortschaft Seyne.

Die Lufthansa-Tochter Germanwings erklärte, ihr lägen derzeit keine Informationen der zuständigen Behörden vor, die die Angaben zu den Daten des Flugschreibers bestätigen. »Wir werden uns bemühen, weitere Informationen zu bekommen und werden uns nicht an Spekulationen beteiligen«, teilte das Unternehmen in der Nacht zum Donnerstag mit. Die Ermittlung der Unfallursache obliege den zuständigen Behörden. Die Unfallursache ist bislang unklar. Rätselhaft ist vor allem, warum die Maschine auf einen Sinkflug ging, nachdem sie gerade erst ihre Reiseflughöhe erreicht hatte. Die Piloten setzten keinen Notruf ab. Agenturen/nd

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