Das Mindeste gefordert
Olaf Standke über das berüchtigte US-Militärlager Guantanamo
Es ist eine ungewöhnliche Demonstration, die da seit Tagen vor der US-Botschaft in Montevideo für Aufmerksamkeit sorgt: Ehemalige Guantanamo-Häftlinge fordern von Washington finanzielle Unterstützung für ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft und erinnern so an ein düsteres Kapitel des »Antiterrorkrieges« der USA, das auch Präsident Obama nicht beenden konnte - obwohl das einst eines seiner wichtigsten Wahlversprechen war, erneuert in der jüngsten Rede an die Nation. Doch scheitert er am Widerstand im Kongress und juristischen Problemen, die selbst eine Überstellung in normale Gefängnisse in den USA verhindern.
Guantanamo bleibt Symbol für eine paranoide Supermacht, die sich um Menschen- und Verfassungsrechte wenig schert. Noch immer sind über 120 Männer unter unsäglichen Bedingungen bis hin zu Missbrauch und Folter inhaftiert. 13 Jahre lang wurden die Ex-Häftlinge aus Syrien und Tunesien ohne Anklage in dem berüchtigten Militärlager festgehalten. Uruguays damaliger Präsident Mujica nahm sie nach ihrer Entlassung aus humanitären Gründen auf. Sie wollen auch in dem fremden Land leben, doch beginnen die Probleme eben schon bei der Sprache. Dabei stimmt, was die Männer in einer Erklärung schreiben: Die Hilfe, die sie jetzt verlangen, sei doch das Mindeste, das man nach ihrer Leidenszeit erwarten dürfe.
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