Ruf doch mal an

Klaus Joachim Herrmann über das Rote Telefon NATO-Russland

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 1 Min.

Das Rote Telefon, das zwischen der NATO und Russland eingerichtet wurde, kann gleichermaßen als gutes und schlechtes Zeichen verstanden werden. Im Hochspannungs-, Krisen- und Vorkriegsfall lässt sich vor die vielleicht unwiderrufliche und letzte Tat das Gespräch schalten. Tödliche Verschärfung aus einem Missverständnis heraus könnte durch rasche An- und Rückfrage noch einmal vermieden werden. In der Kubakrise 1962 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges war die Welt schon einmal so nah am Abgrund, dass den Chefs der Supermächte in Washington und Moskau genau so eine direkte Verbindung höchst angeraten schien.

Das aber ist auch das schlechte Zeichen. Denn offenkundig ist die geo- und sonstige strategische Lage zwischen Mächten und Blöcken schon wieder so schlecht, dass es der Absicherung gegenüber einer schon fast ausweglosen Situation dringend bedarf. Panzer rasseln eben nicht nur in der Ostukraine mit ihren Ketten, sondern auch an Russlands Außengrenzen. Über die Ostsee donnern nicht nur russische, sondern auch Jäger der NATO. Möge allen erspart bleiben, dass aus deren Sichtkontakt zufällig oder absichtsvoll ein direkter wird.

Dazu aber bedarf es nicht nur des Roten Telefons als letzter Rettung, sondern auch des Gesprächs zu ihrer Vorbeugung - also: Ruf doch mal an.

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