Blatters rechte Hand zittert

Jérôme Valcke rückt ins Zentrum des FIFA-Skandals

  • Wolfgang Müller
  • Lesedauer: 3 Min.

Kein Tag ohne neue Enthüllungen: Auch in der Woche nach dem turbulenten FIFA-Kongress mit der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Joseph Blatter sieht sich der Fußball-Weltverband mit neuen Anschuldigungen und Verdächtigungen konfrontiert. Besonders pikant ist diesmal allerdings, dass der Name des wichtigsten Blatter-Vertrauten Jérôme Valcke im Zusammenhang mit einer Zehn-Millionen-Dollar-Überweisung genannt wird.

Der jordanische Verbandschef Prinz Ali bin al-Hussein, der bei der Präsidentschaftswahl am vergangenen Freitag Blatter unterlag, forderte am Dienstag den 79 Jahre alten Schweizer zum Rückzug auf. »Wenn ich in Sepp Blatters Position wäre, wäre ich sofort zurückgetreten«, sagte al-Hussein dem TV-Sender CNN. »Am Ende des Tages passierte all das unter seiner Aufsicht.«

Auch wenn die FIFA am Dienstagvormittag sofort dementierte und ihren Generalsekretär verteidigte, scheint nun auch der innerste Machtzirkel um FIFA-Chef Blatter ins Visier der Korruptions-Ermittler zu rücken. Valcke jedenfalls sagte seine geplante Reise zur Eröffnung der Frauen-Fußball-WM nach Kanada am Wochenende ab. Für Dienstagabend um 18 Uhr lud die FIFA kurzfristig zu einer Pressekonferenz in die Verbandszentrale in Zürich ein.

Angesichts »der aktuellen Situation« sei es wichtig, dass Valcke am FIFA-Sitz in Zürich anwesend sei, sagte eine Sprecherin am Montagabend. Nur wenige Stunden später schien sich die Aussage als weise Vorhersage zu bewahrheiten. Die »New York Times« berichtete, dass die US-Ermittler der Ansicht seien, Valcke sei »der hochrangige FIFA-Offizielle«, der 2008 zehn Millionen Dollar von einem FIFA-Konto in der Schweiz auf ein US-Konto überwiesen habe.

Allerdings sei in der Anklage nicht die Rede davon, dass der Offizielle gewusst habe, dass das Geld für Bestechung verwendet worden sei, hieß es weiter. Valcke sei auch nicht als Mitbeschuldigter genannt. Weder Valcke noch andere aktuelle Mitglieder der FIFA-Führung seien »an der Initiierung, der Bewilligung und Ausführung« beteiligt gewesen.

Das Geld landete auf Konten, die vom früheren FIFA-Vizepräsidenten und CONCACAF-Chef Jack Warner kontrolliert worden sein sollen. Warner wird organisierte Kriminalität, Korruption und Geldwäsche vorgeworfen. Der Funktionär war in seinem Heimatland Trinidad und Tobago in der vorigen Woche nach einem Gerichtstermin gegen eine Kaution von 2,5 Millionen Dollar auf freien Fuß gesetzt worden. Das US-Justizministerium hat seine Auslieferung beantragt. Südafrika hatte im Zusammenhang mit der Zahlung Bestechungsvorwürfe rund um die Vergabe der WM 2010 vehement zurückgewiesen.

In Brasilien geriet unterdessen der frühere Fußballverbands-Chef Ricardo Teixeira erneut wegen Korruptionsverdachtes ins Visier der Ermittler. Während der Vorbereitungen auf die WM 2014 in Brasilien soll es auf seinen Konten von 2009 bis 2012 Finanztransaktionen in Höhe von 464 Millionen Reais (133 Mio. Euro/aktueller Kurs) gegeben haben, was die Behörden als »atypisch« ansehen. Die Staatsanwaltschaft in Rio bestätigte die Ermittlungen. dpa/nd

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