Tänzer, Küsse, Stimmen

Tino Sehgal: »Situationen«

  • Lesedauer: 1 Min.

Einen Katalog wird man vergeblich suchen, auch ein Plakat oder die Schilder neben dem Kunstwerk: Tino Sehgal will mit gängigem Museumsangebot nicht dienen. Stattdessen: küssende Paare, Tänzer in Zeitlupe, Stimmen im Dunkeln. Dem Künstler geht es um menschliche Begegnungen, die sich im jeweiligen Augenblick erfüllen.

Mit seinen »Situationen« hat sich Sehgal internationalen Ruf erworben; seine Arbeiten wurden im New Yorker Guggenheim Museum und der Londoner Tate Gallery gezeigt. Vom 28. Juni bis 8. August sind fünf davon im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen. Gleich im Lichthof räkeln sich zwei Paare auf dem Steinboden, später kommen andere Laiendarsteller dazu, sie stimmen in einen Gesang ein, die Besucher reagieren zwischen verlegen und neugierig, einige singen mit und es hallt wie in einer Kathedrale. Bald löst sich die Szene auf, ein Paar bleibt tief umschlungen mitten im Raum zurück. Applaus.

Von diesen Szene wird später kaum mehr übrigbleiben als Erinnerung. Sehgal erlaubt weder Fotos noch Videos. Tatsächlich hält der in Berlin lebende Deutsch-Brite nicht viel von Museen. Er nennt die Kunsttempel »Verhaltensformungsmaschinen«, Institutionen, die dazu da seien, gutes Benehmen zu erzwingen. Bei Sehgal tritt der Besucher realen Menschen gegenüber, die manchmal auch Fragen stellen. dpa/nd

Mittwoch bis Montag, 10 bis 19 Uhr.

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