Griechenlandrettung mal anders

Engländer richtet Crowdfunding für Griechenland ein

  • Elsa Koester
  • Lesedauer: 2 Min.
Schluss mit dem Geschachere von EU und IWF: Die Griechenlandrettung müssen wir jetzt selbst in die Hand nehmen, entschied ein junger Brite. Und sammelt Geld für Griechenland: Online, per Crowdfunding.

Wem geht das Muskelspiel der Gläubigerinstitutionen gegenüber Griechenland nicht auf die Nerven? Seit Jahren wird hin- und hergeschachert, Rentenkürzungen hier, Mehrwertsteuererhöhung da, für jeden Kreditcent werden Potenzen angehängter Bedingungen diskutiert.

Ein junger Typ aus einem Schuhladen im englischen York hat entschieden, dass es an der Zeit ist, die Sache jetzt selbst in die Hand zu nehmen. Auf der Crowdfunding-Pattform indiegogo.com richtete Thom Feeney einen »Griechischen Rettungsfond« ein: »By the people, for the people« (Von den Menschen, für die Menschen).

Aus ganz Europa und darüber hinaus können alle Menschen mit Internetzugang Geld für Griechenland spenden. Das Ziel der Sammlung ist die Summe von 1.600.000.000 Euro, also einer Milliarde und Sechtshundertmillionen Euro – etwa so viel, wie die am Dienstag fällige Rate an dem Internationalen Währungsfond umfasst. Dies sei genau das Geld, das Griechenland im Moment benötige, findet Feeney. Mit Tsipras habe er darüber zwar noch nicht gesprochen, aber er habe gehört, der Regierungschef suche sicher bald den Kontakt.

Der Kampagne nach müsste jeder Europäer etwa drei Euro zahlen, um auf diese Summe zu kommen. Der Gründer gibt sich optimistisch, diese Summer zu erreichen; denn im Generellen seien Europäer großzügig, »Ms Merkel« und »Mr Cameron« stellten da allerdings eine Ausnahme dar.

Für jeden gegebenen Anteil bekommen die Anteilseigner auch etwas: für drei Euro eine Postkarte von Alexis Tsipras, aus Griechenland gesendet. Für 10 Euro schon eine Flasche Ouzo und für 25 Euro griechischen Wein. Ab 5000 Euro soll man zu zweit nach Griechenland reisen können, wird gemunkelt.

Was witzig klingt, ist von dem Gründer des ersten Griechenland-Rettungsfonds von unten eine ernst gemeinte Initiative zur Rettung der griechischen Wirtschaft. Außerdem sei ja nichts zu verlieren, aber griechische Köstlichkeiten zu gewinnen, wird auf der Website argumentiert. Das scheint zu ziehen: Am frühen Dienstag Nachmittag waren bereits etwa 70.000 Euro gesammelt, die Zahl steigt sekündlich an. Noch eine Woche lang kann gespendet werden. Ob das auch für den Fall eines Grexit gilt, das hat Feeney nicht gesagt.

Bleibt zu hoffen, dass der IWF davon nichts spitz bekommt. Ein offener Zugriff in die Taschen griechenlandsolidarischer Europäer würde Christine Lagarde sicher hoch erfreuen.

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