Verein, Partei, einerlei
Uwe Kalbe über die Planspiele für eine neue »Weckruf«-Partei
Die AfD-Aussteiger vom Weckruf 2015 sind kurz davor, eine neue Partei zu gründen, heißt es. Schon am Sonntag könnte es soweit sein, raunen die Vorbereiter eines Treffens, das am gleichen Tag zunächst in einen Verein münden soll. Das mäßige öffentliche Interesse entspricht den mäßigen Vibrationen, die das Ereignis politisch erwarten ließe. Zumal, wenn sich AfD-Mitgründer Lucke verweigern sollte. Die selbst von Seiten der Akteure halbherzig wirkenden Pläne scheinen eher ihrer Wertschätzung für sich selbst zu entspringen als der Planung eines seriösen Projekts, mit dem man die Parteienlandschaft durchrütteln möchte. Der elitäre Teil der AfD kann die Niederlage gegen die nationalistischen Radaubrüder und -schwestern nicht verwinden und reagiert mit - Gedankenspielen.
Zugleich zeigen diese eine Tendenz: Verein, Partei, einerlei. Die Schwelle zur Parteigründung wird immer niedriger, Newcomererfolge wie der Piraten oder auch der AfD verführen ganz offenkundig zum kurzen Entschluss. Doch diese enthielten auch immer eine Warnung: Erfolg geht vorüber. Die Weckruf-Partei, die sich als Alternative zur Alternative für Deutschland anpreisen müsste, hätte nicht nur das Problem der unscharfen Selbstverortung, sondern auch der Konkurrenz zu den einstigen Weggefährten. Für eine eurokritische Einpunktpartei ein vorbestimmter Tod.
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