Und ewig grüßt das Murmeltier
Ein griechischer Treuhandfonds weckt bei Gabriele Oertel ziemlich ungute Erinnerungen
Es ist reiner Zufall, dass die griechische Treuhandvariante in Brüssel fast auf den Tag genau 25 Jahre nach der Installation der hiesigen Privatisierungsanstalt aus dem Hut gezaubert wurde. Kein Zufall ist es indes, dass vornehmlich die deutsche Federführung bei dem euphemistisch zur Einigung stilisierten europäischen Diktat auf jene Instrumente zurückgreift, die sich für das Kapital schon einmal verdammt rentiert haben - aber Millionen Arbeitsplätze kosteten, zu einer beispiellosen Deindustrialisierung im Osten des einig Vaterlandes führten und dem gesamtdeutschen Gemeinwesen teure Folgen bis ins Hier und Heute bescheren.
Ein Vierteljahrhundert später bekommen nun die Griechen einen Treuhandfonds, der die zügige Privatisierung von Staatsunternehmen betreiben soll. Und ab jetzt wird der Euro in und um Athen rollen. Freilich nicht für den ohnehin klammen Staat. Aber für sogenannte Investoren, die für ein paar Glasperlen kaufen werden, was das Zeug hält. Unternehmen wie Immobilien, Ländereien wie Inseln werden sie je nach Gusto ausplündern oder weiterverhökern - und vor allem Menschen ausspucken, die dem großen Geschäft im Wege stehen.
Der Ausverkauf kann beginnen. Das Kapital ist eben mitnichten ein scheues Reh, sondern ein gefräßiges Raubtier. Es braucht nur Politiker, die ihm neue Jagdgebiete liefern. Angela Merkel und Wolfgang Schäuble haben gerade darin Jahrzehnte Erfahrung.
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