Bühne für Arthouse-Kino

Zum diesjährigen Filmfest Locarno

  • Lesedauer: 3 Min.

Die Filmwelt schaut zum Lago Maggiore: Von Mittwoch an lädt das Festival im schweizerischen Locarno zu seiner 68. Ausgabe. Es zählt nach Cannes, Venedig und Berlin zu den wichtigsten Filmfesten der Welt. Festivalchef Carlo Chatrian setzt bis zum 15. August überwiegend auf ein Angebot fern durchschnittlicher Hollywood-Routine. Gefördert werden soll das Schaffen von jungen, unabhängig arbeitenden Filmemachern.

Zu ihnen zählt der deutsche Autor und Regisseur Lars Kraume. Er präsentiert seinen neuen Film »Der Staat gegen Fritz Bauer« über den deutschen Generalstaatsanwalt, der in der jungen Bundesrepublik gegen die NS-Täter vorging. Der Film läuft auf der Piazza Grande, dem mittelalterlichen Markt der Stadt am malerischen Ufer des Lago Maggiore. Die abendlichen Freiluftaufführungen außerhalb aller Wettbewerbe für jeweils etwa 8000 Zuschauer sind eine Attraktion des Festivals.

Im »Concorso Internazionale«, dem bedeutendsten Wettbewerb des Festivals, bewerben sich 19 Spiel- und Dokumentarfilme aus aller Welt um den Goldenen Leoparden. Nur an drei Filmen sind deutsche Geldgeber beteiligt: an der schweizerisch-deutschen Koproduktion »Heimatland«, dem iranisch-deutschen Film »Paradise« und der mexikanisch-deutschen Koproduktion »Te Prometa Anarquía« .

Im »Concorso Cineasti del presente«, dem Wettbewerb für Regisseure, die ihren ersten oder zweiten Film präsentieren, gehen der deutsche Horrorfilm »Der Nachtmahr« des unter dem Künstlernamen Akiz arbeitenden Achim Bornhak und die kolumbianisch-deutsche Ko-Produktion »Síembra« der Kolumbianer Ángela Osorio Rojas und Santiago Lozano Álvarez ins Rennen um eine Auszeichnung.

Einige Auszeichnungen stehen schon jetzt fest: Ehren-Leoparden für ihr Lebenswerk oder besondere Leistungen bekommen die Schauspielstars Bulle Ogier, Edward Norton, Andy García sowie die US-amerikanische Regie-Legende Michael Cimino. Diese Künstler arbeiten oft für unabhängige Filmemacher fern der großen Studios und stärken so das unabhängige Filmschaffen.

Carlo Chatrian, im dritten Jahr künstlerischer Leiter in Locarno, will das Festival als Bühne für das Arthaus-Kino etablieren. Die Fachzeitschrift »The Hollywood Reporter« schrieb jüngst in Anspielung auf das einst von Robert Redford gegründete wichtigste nordamerikanische Festival des unabhängigen Films in Sundance, Locarno sei »das Sundance Europas«. Das darf man als Kompliment verstehen.

In der Jury, die über die Vergabe des Goldenen Leoparden entscheidet, sind nicht zufällig auch der in Los Angeles lebende deutsche Schauspieler Udo Kier und der US-amerikanische Regisseur Jerry Schatzberg. Beide engagieren sich kontinuierlich für unabhängig produzierte Spielfilme.

Eröffnet wird das 68. Internationale Filmfestival Locarno an diesem Mittwoch mit »Ricki and the Flash«. In dem von Jonathan Demme inszenierten komödiantischen Drama verkörpert Meryl Streep eine Rockmusikerin, die sich der Geschichte ihrer Familie stellen muss. Zum Auftakt unterm Sternenzelt darf's dann also doch ein bisschen Hollywood-Glanz auf dem einst von Charlie Chaplin mitgegründeten Filmfestival am Lago Maggiore sein. dpa/nd

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