Chefsache Asyl

Martin Kröger über die chaotische Flüchtlingsunterbringung

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Unterbringung von Flüchtlingen in Berlin wird täglich immer chaotischer. Am Dienstag klingelte das Telefon in der Redaktion: am anderen Ende der Leitung eine Mitarbeiterin einer Asyleinrichtung, in der neue Flüchtlinge gestrandet waren, weil sie vom zuständigen Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) nicht einmal mehr Hostelgut-scheine erhalten. Als Bedingung für eine Reportage zu den obdachlosen Syrern wird die temporäre Unterbringung durch die Zeitung gefordert. In ihrer Not greifen die überforderten Helfer offenbar selber zu jedem Strohhalm.

Viele gute Bürger unterstützen tatsächlich bereits Flüchtlinge und nehmen sie auf. Dieses Engagement kann die staatliche Unterbringung aber nicht ersetzen. Das Land Berlin wird immer weniger seinen Anforderungen gerecht. Flüchtlinge nächtigen in Grünanlagen, während der zuständige Senator Mario Czaja (CDU) noch im Urlaub weilt. Für das angeblich so weltoffene Berlin sind das unwürdige Zustände. Es ist eine Schande.

Und wie die am Dienstag bekannt gewordenen Vorwürfe des Landrates des bayerischen Landkreises Passau zeigen, wird Berlin auch andernorts seinen finanziellen Verpflichtungen für die Betreuung unbegleiteter Flüchtlinge nicht gerecht. All das spielt sich vor dem Hintergrund der skandalösen Affäre zum LAGeSo ab.

Es ist höchste Zeit, dass der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) das Thema Asylunterbringung übernimmt - zum Wohle vor allem der geflüchteten Menschen und des Rufes dieser Stadt.

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