Schattenpremier
Personalie: Mykola Asarow will mit einem Komitee die Ukraine retten.
Vorsitzender eines »Komitees zur nationalen Rettung« der Ukraine, das zu Wochenbeginn vorgestellt wurde, ist der frühere Premierminister Mykola Asarow. Er sei bereit, Frieden und Ordnung wieder herzustellen. Das dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach nichts werden. Der Retter selbst befindet sich im russischen Exil und musste seine Schattenregierung in Moskau präsentieren. »Ich bin sicher, wir kehren zurück«, zeigte sich der 67-Jährige jedoch überzeugt. Als Technokrat könnte der Bergbau-Professor und Ingenieur allemal durchgehen.
Wenn er aber die Machthaber in Kiew beschuldigt, sie seien vom Westen eingesetzte und abhängige Figuren, dann trifft ihn von dort der Vorwurf, Moskaus Mann zu sein. Zu oft lobte er als ukrainischer Ministerpräsident zwischen dem 11. März 2010 und seinem Rücktritt am 28. Januar 2014 den Nachbarn. Russland habe mit Milliardenhilfen »Bankrott und sozio-ökonomischen Niedergang« der Ukraine verhindert, sagte er sogar vor dem Parlament in Kiew.
Den entscheidenden Moskau-Besuch seines wenig später vertriebenen Präsidenten Viktor Janukowitsch nannte er ein »historisches Ereignis«. Hilfen seien »weder an einen Anstieg noch eine Senkung, noch ein Einfrieren sozialer Leistungen, Renten, Stipendien oder Ausgaben« geknüpft gewesen.
Besonderen Zorn zog sich Asarow aber zu, als er dann den Abbruch der Verhandlungen mit der EU begründete. Die Blockierer von Präsidenten- und Regierungssitzen nannte er »Extremisten«, sah bei Zusammenstößen auf dem Maidan »gut ausgebildete Provokateure« und die führende Hand der USA beim blutigen Putsch.
Der Sohn einer Russin und eines Esten aus dem russischen Kaluga kam erst 1984 in die Ukraine. Auch damit kann er in der westlich und antirussisch aufgeheizten Kernukraine nicht punkten. Am ehesten im abtrünnigen russlandfreundlichen Donezk, wo er einst Chefingenieur und Institutschef des Bergbauzentrums war. Da könnte und würde er heute wohl schon sein, wenn er es denn wollte. Er wird aber wohl ein Premier im Schatten bleiben.
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