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»Greifvogel« auf Gefechtsfelderkundung

F-22-Kampfjets werden nach Europa verlegt / Training möglicherweise auch mit »Eurofightern« der Bundeswehr

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Als Abschreckungsmittel gegen russische Drohgebärden schicken die USA ihre modernsten Kampfflugzeuge F-22 nach Europa, wird gemeldet. So etwas nennt man wohl Gefechtsfelderkundung.

Mit der angeblichen Aggressivität der russischen Armee gegenüber NATO-Verbündeten lässt sich derzeit allerlei begründen. Auch der rege »Europa- und Deutschland-Tourismus«, den die US-Regierung ihren Soldaten verordnet hat. Besonders deutlich wird das am beschleunigten Staffelaustausch der US-Air-Force. Halbjährlich werden den in Deutschland ständig stationierten F-16-Einheiten solche mit F-15-Jets beigegeben, die dann auch schon an der Ostgrenze der NATO - in Polen, Estland, der Slowakei sowie in Bulgarien - geübt haben. Auch A-10-Erdkämpfer hat man für ein paar Monate über den Teich geschickt. Selbst die alten B-52-Monster operierten jüngst über Europa. Nun also F-22 »Raptor«.

Wann sie wie viele »Greifvögel« wohin schickt, will Luftwaffenstaatssekretärin Deborah Lee James aus Gründen der Sicherheit noch nicht sagen. US-Luftwaffenstabschef Mark Welsh meint, die F-22 würden auf Basen stationiert, von denen aus sie auch bei einem möglichen militärischen Konflikt eingesetzt werden könnten. In Deutschland kommt da wohl nur Spangdahlem (Rheinland-Pfalz) in Betracht. Bei bisherigen Rotationsübungen rund um den Globus hatte die US-Luftwaffe zumeist ein Dutzend F-22 mit 200 bis 300 Mann Bodenpersonal eingesetzt.

Die »Raptor« ist ein Jet der 5. Generation. Er soll alles können und dabei für gegnerisches Radar nur schwer zu erkennen sein. Wegen der hohen Kosten war die Anschaffung der von Lockheed-Martin produzierten Maschinen umstritten. Ein Gesamtsystem kostet bis zu 350 Millionen Dollar, eine Flugstunde 44 000 Dollar. Bei Angriffen auf Ziele in Irak und Syrien fliegen F-22 eine Art Begleitschutz. Mangels Luftwaffe des Islamischen Staates kümmern sich die F-22-Piloten um die elektronische Kriegsführung und sammeln Informationen über sogenannte Feindkräfte. Das könnte eine Rolle sein, die man auch in Europa trainieren will. Man wünscht sich »Eurofighter« als Trainingspartner. Die werden nur von Großbritannien, Italien und Deutschland eingesetzt. Noch sei nichts vereinbart, heißt es bei der Bundeswehr, die ein wenig überrascht scheint von der Absicht der US-Amerikaner. Deutschland übernimmt ab September wieder sogenannte Air-Policing-Aufgaben im Luftraum der baltischen Staaten. Mit fünf »Eurofightern« vor Ort und einer Reservemaschine daheim.

Auf der am Dienstag eröffneten Luftfahrtmesse bei Moskau MAKS ist zu hören, dass man den F-22-Jets durchaus etwas entgegensetzen kann. Verwiesen wird auf neue Suchoj-Typen. Erinnerungen an das Wettrüsten im Kalten Krieges kommen wohl nicht zufällig auf.

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