Verdacht auf Einsatz von Senfgas
Ärzte ohne Grenzen nahm Proben in Nordsyrien
Beirut. In Syrien gibt es erneut Hinweise auf den Einsatz von Chemiewaffen. Der Journalist Mamun al-Chatib sagte am Dienstag, mehr als 50 Artilleriegeschosse seien im Zentrum der Rebellenhochburg Marea in der nördlichen Provinz Aleppo eingeschlagen und hätten einen »furchtbaren Gestank« verbreitet. Er machte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) verantwortlich, die seit Monaten versucht, die Stadt einzunehmen. Mehrere Hilfsorganisationen berichteten ebenfalls von einem Angriff mit Chemiewaffen.
Ärzte ohne Grenzen teilte mit, ihre Mitarbeiter hätten Zivilisten behandelt, die in Marea offenbar einem chemischen Kampfstoff ausgesetzt gewesen seien. Die Syrian American Medical Society erklärte, ihre Ärzte hätten den Stoff als Senfgas identifiziert. In ihrem Feldlazarett in Marea seien 50 Patienten mit Symptomen von chemischen Kampfstoffen behandelt worden. Rund 30 Zivilisten hätten Blasen auf der Haut gehabt. Es seien Blut-, Haar- und Kleidungsproben genommen worden, um diese näher zu untersuchen.
Chatib, der die oppositionelle Nachrichtenagentur Sabha leitet, sagte, Ärzte eines Krankenhauses hätten von Fällen von Erstickung, Husten, Haut- und Augenirritationen berichtet. Insgesamt seien 25 Menschen betroffen, vier Schwerverletzte seien zur Behandlung in die Türkei gebracht worden. Die syrische Regierung hat seit 2013 unter internationalem Druck ihre gesamten Chemiewaffenbestände vernichtet, darunter auch mehr als 19 Tonnen Senfgas. Auch die USA hatten in Munition von IS-Kämpfern nach Angaben des Pentagons Spuren von Giftgas entdeckt. Der endgültige Beweis steht indes noch aus.
US-Militärs haben vermutlich Geheimdienstberichte frisiert, um den Kampf gegen IS erfolgreicher darzustellen. Das Pentagon habe nach entsprechenden Vorwürfen Ermittlungen aufgenommen, berichtete die »New York Times« am Mittwoch unter Berufung auf Regierungsvertreter. Mindestens ein ziviler Mitarbeiter des Militärgeheimdienstes sagte aus, er habe Beweise dafür, dass beim US-Militärkommando Centcom Geheimdienstanalysen für Präsident Barack Obama unzulässig »überarbeitet« worden seien. Die US-Geheimdienste hätten laut »New York Times« kürzlich festgestellt, dass der IS - im Gegensatz zu Darstellungen des US-Militärs - seit dem Start der Luftangriffe kaum geschwächt wurde. Agenturen/nd
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