Amtsanwärterin
Evrim Sommer will es wissen. »Ich strebe das Amt der Bezirksbürgermeisterin in Lichtenberg an«, kündigt Sommer im »neuen deutschland« an. Das Ziel der Politikerin kurdischer Herkunft ist ambitioniert: Sie will bei der Berlin-Wahl im Herbst 2016 die verlorene Hochburg der LINKEN im Bezirk Lichtenberg zurückerobern und die Zählgemeinschaft von SPD, CDU und Grünen auf Bezirksebene brechen. Dass die LINKE die absolute Mehrheit holt, scheint unwahrscheinlich. Deshalb müsste die Partei nicht nur erneut stärkste Kraft werden, sondern auch Grüne oder SPD dazu bewegen, ein Bündnis einzugehen.
Möglicherweise ist Evrim Sommer, geborene Baba, dafür die geeignete Politikerin. Sie könnte die festgefahrene politische Situation und den Ausschluss der Linkspartei aus der Bezirksregierung aufbrechen. Als Bezirksvorsitzende der damaligen PDS war sie Ende der 90er Jahre an dem ersten rot-rot-grünen Bündnis auf Bezirksebene in Berlin beteiligt. Die Partei belohnte Sommer 2006 für diese Leistung mit einem sicheren Direktwahlplatz in Lichtenberg, den die 44-Jährige seitdem zwei Mal gewann. Lokal protegiert wird Sommer vor Ort von der einflussreichen Ex-Bundesvorsitzenden Gesine Lötzsch. Sie hat Sommer systematisch für die Spitzenkandidatur aufgebaut.
In trockenen Tüchern ist die Kandidatur indes nicht. Die zuständige Personalkommission des 1700 mitgliederstarken Bezirksverbandes der LINKEN hat sich jüngst dazu vertagt. Dass die angehende Bezirksbürgermeisterin mit ihrem Migrantenstatus Wahlkampf macht, so ist zu hören, wurde nicht gern gesehen. Sommer selbst sagt über ihre Flucht vor dem türkischen Militärregime nach Berlin: »Ich sehe mich nicht als Migrantin, sondern als Teil der Gesellschaft und der Linkspartei, in der ich seit meinem 26. Lebensjahr groß geworden bin.«
Es wird sich bald zeigen, was größer ist: die Vorbehalte oder die Unterstützung. »Wenn die Partei sagt, Sommer soll es machen, dann wird sie unterstützt«, sagt ein einflussreicher Lichtenberger LINKE-Politiker.
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