Baustopp am Flughafenterminal

Landkreis verfügt wegen überlasteter Dachkonstruktion die Einstellung der Arbeiten

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.
Am Terminal des Hauptstadtflughafens BER ruhen ab sofort alle Arbeiten. Die zuständige Bauaufsichtsbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald hat am Montag einen Baustopp verhängt.

In der Haupthalle des BER-Terminals ruhen seit Montagvormittag die Bauarbeiten. Nachdem Ende vergangener Woche Statikprobleme an Teilen der Dachkonstruktion des Gebäudes bekannt geworden waren, hatte die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) noch am Freitag die betroffenen Bereiche gesperrt. Nun hat die für die gesamte Flughafenbaustelle zuständige Bauaufsichtsbehörde die Notbremse gezogen. Schönefeld und die Baustelle des Flughafens BER befinden sich außerhalb der Berliner Stadtgrenze im Kreis Dahme-Spreewald.

»Aus aktuellem Anlass hat die untere Bauaufsicht des Landkreises Dahme-Spreewald heute Morgen im Ergebnis des Gesprächs mit dem Leiter Technik und Bau der FBB GmbH mündlich einen sofortigen Baustopp für die Flächen unterhalb des gesamten Terminaldachs am BER ausgesprochen«, heißt es in einer Mitteilung der Kreisverwaltung. Anlass seien die Ergebnisse der Überprüfungen des von der FBB beauftragten Statikbüros, das im Rahmen des 5. Nachtrags zur Baugenehmigung - er betrifft die Änderung der Entrauchungsanlage - Lastreserven im Bereich der Ventilatoren prüfen sollte. Dabei seien »erbhebliche Überschreitungen von den ursprünglich genehmigten Lasten« festgestellt worden. Verkürzt gesagt: Die Ventilatoren waren viel zu schwer für die projektierte Tragfähigkeit der Dachkonstruktion.

Wie die FBB am Wochenende eingeräumt hatte, waren in drei von insgesamt 20 Deckenabschnitten zu schwere Rauchgasventilatoren eingebaut worden. Dies sei offensichtlich vor dem dann geplatzten Eröffnungstermin Mitte 2012 geschehen. Nun sei ein »neuer statischer Standsicherheitsnachweis« notwendig, so die Flughafengesellschaft am Sonntag.

In der Mitteilung des Landkreises wird betont: »Die Bauaufsichtsbehörde hat der FBB GmbH Gelegenheit gegeben, geprüfte Unterlagen vorzulegen, die eine räumliche Begrenzung des Baustopps zulassen.« Eine Aufhebung des Baustopps kann nach Einschätzung der Bauaufsichtsbehörde frühestens erfolgen, wenn die Standsicherheitsnachweise fachmännisch geprüft wurden und ihr ein entsprechender Prüfbericht vorliegt. In diesem Zusammenhang wurde auch ein eventuell notwendiger Umbau nicht ausgeschlossen. An diesem Freitag tagt der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft. Er wird sich dem Vernehmen nach mit diesem Thema beschäftigen. Ob der Baustopp die geplante Eröffnung des Flughafens im zweiten Halbjahr 2017 gefährdet, ist noch unklar.

»Das Bekanntwerden dieses neuerlichen schweren technischen Problems zeigt einmal mehr, dass die Flughafengesellschaft weder das Know-how, noch die Erfahrung besitzt, ein solches Großprojekt zu stemmen«, reagierte Axel Vogel, Fraktionschef der Grünen im brandenburgischen Landtag. »Die FBB hätte nie mit dem Bau des Terminals beauftragt werden dürfen. Es doch zu tun, war ein schwerwiegender politischer Fehler.«

Der Berliner Abgeordnete Martin Delius (Piraten) meinte: »Wir brauchen endlich ein realistisches Ausstiegsszenario.«

Mit dem Baustopp erleidet das Großflughafenprojekt abermals einen schweren Rückschlag, der zudem zum wiederholten Male im Zusammenhang mit der Brandschutzanlage und deren Rauchgasentlüftung steht. Wegen schwerer Bau- und Planungsmängel bei der Brandschutzanlage konnte der Airport im Juni 2012 nicht in Betrieb gehen. Die Genehmigung hatte damals der Landkreis Dahme-Spreewald verweigert. mit dpa

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal