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Erich Drechsler

30. 6. 1934 - 1. 10. 2015

Die Wende stellte den Jenaer Leichtathletiktrainer Erich Drechsler vor die größte Herausforderung seiner Karriere: Seine Schwiegertochter Heike, Weltklasse-Weitspringerin und Sprinterin, hatte just am 9. November 1989 ihr erstes Kind zur Welt gebracht und wollte, dass er sie künftig trainiert. Drechsler zögerte: Bis dahin hatte er Hochspringer betreut und beispielsweise Rolf Beilschmidt zum 2,30-m-Springer gemacht. Konnte das klappen? Nicht selten misslingen Comebackversuche von Spitzensportlerinnen nach einer Schwangerschaft.

Schließlich sagte Drechsler zu. Ein Glücksfall für alle: Im Herbst 1990 wurde Heike Drechsler Europameisterin im Weitsprung, 1992 holte sie ihr erstes Olympiagold. Drechsler war mittlerweile schon Bundestrainer Hochsprung. Bis 1996 blieb der in Artern geborene DHfK-Absolvent in dieser Position, ehe ihm der Verband die kalte Schulter zeigte - vielleicht auch wegen des verlorenen Prozesses seiner Schwiegertochter, die Dopingjägerin Brigitte Berendonk der Lüge bezichtigt hatte. Im Zuge des Prozesses wurden Erich Drechsler und sein Sohn wegen Falschaussagen zu fünfstelligen Geldstrafen verurteilt. Erich Drechsler wechselte in den Behindertensport und führte Catherine Bader-Bille 2000 in Sydney und Woitek Czyz 2004 in Athen zu Siegen bei den Paralympics. jig

Arpad Göncz

10. 2. 1922 – 6. 10. 2015
Arpad Göncz war der erste Präsident Ungarns nach der Wende und übte das Amt von 1990 bis zum Jahr 2000 aus. Nicht nur in seinem politischen Amt, sondern auch als Schriftsteller und Übersetzer erwarb er sich Ansehen. So übertrug er J. R. R. Tolkiens »Herr der Ringe« ins Ungarische.
Autorität verlieh dem liberalen Politiker nicht erst die Wahl durch das Parlament, dem das Gründungsmitglied der 1988 formierten Oppositionspartei Allianz Freier Demokraten (SZDSZ) seit 1989 als Abgeordneter angehörte. Er brachte sie mit.

Der gebürtige Budapester, der 1944 sein Studium der Rechtswissenschaften abgeschlossen hatte, wurde im gleichen Jahr zum Kriegsdienst einberufen. Er desertierte und engagierte sich im antifaschistischen Widerstand. Im stalinistischen Ungarn wurde er verhaftet und 1958 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. 1963 fiel er unter eine vom KP-Vorsitzenden Janos Kadar erlassene Amnestie und kam mit vielen politischen Häftlingen wieder frei.
Menschlichkeit nannte Arpad Göncz beim Abschied als Präsident den einzigen Maßstab, Menschen zu bewerten. khe

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