Handschlag im Kreml

Klaus Joachim Herrmann über Assads Besuch in Moskau

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 1 Min.

Zuerst brachte Russland mit seinen Kampffliegern den syrischen Oberkommandierenden Baschar al-Assad militärisch wieder in die Offensive. Mit demonstrativem Handschlag begrüßte dann im prächtigen Kreml dessen Chef den vor noch wenigen Wochen fast endgültig abgeschriebenen Staatschef weithin sichtbar wieder in der politischen Arena.

Die Botschaft ist so klar wie einfach, der Zeitpunkt so überraschend wie folgerichtig. Beide Staatschefs demonstrieren in einer seit dem Eintritt Russlands in den Konflikt gründlich veränderten Situation, dass ohne sie der syrische Krieg nicht zu befrieden ist. Wladimir Putin macht dabei seinen zweiten Schritt so entschlossen wie den ersten. Militärischen Schlägen folgt die Forderung nach Einleitung eines »politischen Prozesses« unter Einbeziehung aller politischen Kräfte, ethnischen und religiösen Gruppen. Wenn das gelingt, hat Russland unter der Losung »Krieg gegen den Terrorismus« in Wochen mehr bei der Vertretung eigener Interessen erreicht als manche Rivalen in Jahren. Die Bilanz des Westens fällt dürftiger aus. Auf den Sturz des Herrschers von Damaskus bleibt zu warten. Russland ist in der Region zurück. Die Schlacht gegen den Islamischen Staat hält an.

Doch über all solche Bilanzen beklagt das geschundene Syrien 250 000 Tote, Millionen Flüchtlinge und Trümmerwüsten.

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