Badewasser-Qualität ist in Gefahr

Aufgrund des Personalmangels geraten die Bäderbetriebe immer stärker in Schieflage

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.
Mit dem Bäderkonzept 2025 sollte das Landesunternehmen für die Zukunft fit gemacht werden: Doch weder kommen die neuen Spaßbäder frühzeitig an den Start noch fließen in Aussicht gestellte Gelder.

Insgesamt sieben Schwimmbäder werden an diesem Wochenende in Berlin geschlossen sein oder nur eingeschränkt geöffnet werden. In der Sprache der Berliner Bäder-Betriebe (BBB) heißt es dann auf der Internetseite, »betriebsbedingt« oder »wegen einer technischen Störung« geschlossen. Hintergrund für die Einschränkungen ist allerdings häufig der akute Personalmangel des kommunalen Landesunternehmens. Die rund 750 Beschäftigten der Bäderbetriebe schuften unter unverhältnismäßig schlechten Bedingungen, Dienstpläne funktionieren nicht und Pausen können oft nicht eingehalten werden. Das berichtet der zuständige ver.di-Gewerkschaftssekretär Dieter Korte dem »nd«. »Die Stimmung unter den Beschäftigten ist sehr schlecht«, sagt Korte.

Hinzu kommt, dass ausgelaufene Stellen nicht mehr besetzt werden und es an geeigneten Auszubildenden mangelt. Die Realität im Unternehmen ist: Mit jedem Techniker, der in Rente geht, ist auch das entsprechende Know-how weg. »Es besteht die Gefahr, dass die Qualität des Badewassers nicht eingehalten wird«, sagt Dieter Korte. Nach Informationen von ver.di werden schon heute beim Chloreinsatz in Schwimmhallen geltende Grenzwerte regelmäßig überschritten. Auch sollen Siebe zum Filtern von Keimen nicht gesäubert werden, obwohl das schriftlich in den Unterlagen festgehalten werde. Die Berliner Bäder-Betriebe wollten sich am Freitag zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern. Der Pressesprecher befand sich im Urlaub, der Leiter der Bautechnik war telefonisch für »nd« nicht zu erreichen.

Dass es Probleme mit der Wasserqualität bei den Bäderbetrieben gibt, ist indes bekannt. Das »Stadtbad Charlottenburg – Neue Halle« beispielsweise war ab Ende vergangenen Jahres lange geschlossen, weil Bakterien-Probleme nicht mit konventionellen Mitteln gelöst werden konnten. Es mussten in den Duschen Spezialfilter eingebaut werden, außerdem musste das Leitungssystem aufwendig saniert werden. Der ehemalige Bäderchef Ole Bested Hensing, der das marode Unternehmen im vergangenen Sommer verlassen hatte, und dessen Posten immer noch vakant ist, hatte die Badewasser-Qualitätsproblematik bei früheren Presseterminen selbst hervorgehoben. »Wir haben Schwierigkeiten, aus Trinkwasser Badewasser herzustellen«, sagte Hensing im April dieses Jahres bei der Pressekonferenz vor der Sommersaison. Der Bäderchef betonte zudem, dass sein Unternehmen genauestens die Vorschriften befolge. »Wir betreiben unsere Bäder gefahrenfrei«, sagte Hensing.

Viele der technischen Probleme mit der Badewasserqualität rühren aus der veralteten Infrastruktur der häufig jahrzehntealten Schwimmbäder, den alten Rohrsystemen und Leitungen. Daran hat auch das Bädersanierungsprogramm der vergangenen Jahren wenig geändert. Viel Hoffnung hatte das kommunale Unternehmen auf die mit großem Tamtam angekündigten Neubauten gesetzt, die für jeweils 30 Millionen Euro in Mariendorf und Pankow entstehen sollen. »Bis die Bagger rollen, wird es noch dauern«, hatte der Pressesprecher der Bäderbetriebe, Matthias Oloew, vor kurzem gegenüber »nd« erklärt. Ursprünglich war die Bauzeit für die von Kritikern als »Spaßbäder« beschriebenen neuen Schwimmstandorte mit 54 Monaten angegeben worden. Inzwischen rechnen die Bäderbetriebe von der Planung bis zur Eröffnung mit einem Zeitrahmen von fünf bis sieben Jahren.

Bis die neuen Standorte, die ganzjährig betrieben werden können, auch die wirtschaftliche Lage der Bäderbetriebe verbessern, dürfte es also noch mindestens bis 2020 dauern. Nach einer guten Sommersaison rechnet das Unternehmen zwar auch in diesem Jahr damit, »mit einer schwarzen Null« abzuschließen und keine neuen Schulden zu machen. Zusätzliche Zuschüsse aus dem Landeshaushalt wird es aber entgegen früheren Absichtserklärungen nicht geben. »Nach den Beratungen im Fachausschuss bleibt es bei rund 50 Millionen Euro an Landeszuschüssen«, sagt die sportpolitische Sprecherin der LINKEN, Gabriele Hiller.

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