Kein Friede auf Christmas Island

Zustände im Flüchtlingslager auf der australischen Insel eskalierten in Gewalt

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Flüchtlingslager auf der australischen Weihnachtsinsel soll eines der härtesten des Kontinents sein. Asylsuchende, Kriminelle und Touristen, deren Visum abgelaufen ist, werden hier festgehalten.

Medienberichten zufolge soll die Situation im Flüchtlingslager auf der australischen Weihnachtsinsel am Wochenende vollständig außer Kontrolle geraten sein. Teilweise war sogar von der Flucht des gesamten Personals die Rede. Zäune und Häuser seien zerstört, Gebäude angezündet worden, hieß es. Die Einwanderungsbehörde sprach am Montagmorgen offiziell jedoch nur von einer »Störung«. Man sei vor Ort und arbeite mit den Angestellten im Lager zusammen, so das Ministerium.

Ausgelöst wurden die Unruhen durch den Tod eines iranisch-kurdischen Asylsuchenden, der am Freitag aus dem Lager ausgebrochen und am Wochenende schließlich tot von der Polizei auf der Insel aufgefunden worden war. Laut der Flüchtlingsorganisation Refugee Action Coalition hatte der Mann schon häufig versucht, sich selbst zu töten und soll anderen Asylsuchenden gesagt haben, er wolle nur nach »draußen gehen«.

Ian Rintoul, Sprecher der Organisation, sagte, dass dies ein weiterer, sinnloser Tod in einem der Lager sei. »Dieses Mal von einem Flüchtling, der nie in so einem Lager hätte sein dürfen und dessen mentale Gesundheitsprobleme bekannt waren.« Es sei unentschuldbar, wie lange er festgehalten worden sei, er sei bereits seit 2010 in Australien gewesen und davon einen großen Teil in Lagern festgehalten worden. »Er ist ein Opfer des Strafregimes in der Flüchtlingspolitik, das sich nicht um die Menschenrechte von Asylsuchenden und Flüchtlingen schert«, sagte Rintoul.

Laut Matej Cuperka wird die aktuelle Situation dadurch erschwert, dass sich bei Weitem nicht nur Asylsuchende im Lager befinden. Der 25-jährige Slowake sitzt im Lager ein, weil sein Urlaubsvisum abgelaufen ist und er nicht rechtzeitig ausgereist ist. Laut Cuperka sollen auch eine Reihe Krimineller auf der Weihnachtsinsel auf ihre Abschiebung warten, hauptsächlich aus Neuseeland. Diese seien auch die Hauptverantwortlichen für den aktuellen Gewaltausbruch, sagte er der Zeitung »The West Australian«. »Die Jungs haben überall Feuer angezündet, wo auch immer sie konnten.«

Die restriktive Flüchtlingspolitik des Landes ist seit Jahren international umstritten. Australien verweigert Flüchtlingen, die per Boot ankommen, das Asylrecht im Land. Sie werden in Flüchtlingslagern wie auf der Weihnachtsinsel eingesperrt und inzwischen sogar in Lager auf der Pazifikinsel Nauru oder nach Papua-Neuguinea abgeschoben. Mit ihrer harten Politik hat die australische Regierung den Flüchtlingsstrom über den Indischen Ozean zwar gestoppt.

Doch die Frauen, Männer und Kinder, die bereits seit Jahren in den Lagern schmachten, zahlen einen hohen Preis für die Politik.

Allerdings mehrt sich auch der Widerstand der Bevölkerung gegen die Lager und die Behandlung von Asylsuchenden. Erst im September demonstrierten Zehntausende Australier für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien und Irak.

Die australische Regierung gab dem öffentlichen Druck schließlich nach und sicherte zu, 12 000 Flüchtlinge aus den Kriegsregionen zusätzlich zum veranschlagten humanitären Kontingent aufzunehmen und anzusiedeln.

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