Wofür auch Beckenbauer warb

Infinus-Manager wegen Bandenbetrugs vor Gericht

  • Lesedauer: 3 Min.

Dresden. In Sachsens Landeshauptstadt Dresden hat am Montag der Prozess um den Betrugsskandal beim Finanzkonzern Infinus begonnen. Sechs Ex-Manager der größtenteils insolventen Firmengruppe müssen sich vor dem Dresdner Landgericht wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs im besonders schweren Fall und Kapitalanlagebetrugs verantworten. Gegen einen von ihnen wird nur gegen Beihilfe verhandelt. Prominente wie der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) oder Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer gaben ihren Namen für Werbezwecke oder ließen sich mit Managern ablichten, die nun vor Gericht sitzen.

Nach Verlesung der Anklage bezeichneten alle Angeklagten und ihre Verteidiger das Gericht als nicht zuständig. Sowohl die Zuweisung des Falles an die 5. Strafkammer des Landgerichts als auch die Berufung eines beisitzenden Richters und eines Ergänzungsrichters seien unzulässig erfolgt, argumentierte die Verteidigung. Das Gericht unterbrach daraufhin die Verhandlung und zog sich zunächst zu Beratungen über den Antrag zurück.

Laut Anklage haben die Manager ein sogenanntes Schneeballsystem betrieben und etwa 22 000 Anleger mit einem Anlagevolumen von rund 312 Millionen Euro betrogen. Die Verteidigung sprach dagegen am Montag von einem »tragfähigen Geschäftsmodell« der Gesellschaften. Die Insolvenz sei erst durch die Durchsuchung und Inhaftierung der Manager herbeigeführt worden. Fünf Angeklagte, unter ihnen der 54-jährige Gründer des Konzerns, sitzen seit November 2013 in Untersuchungshaft. Ein sechster war Anfang 2014 nach umfangreicher Aussage freigekommen.

Ein Rückblick: Im Jahr 2000 wird die Konzernmutter Future Business KGaA (Fubus) von einem Dresdner Unternehmer gegründet. Zunächst konzentriert sich das Geschäft auf den Erwerb und die Verwertung von Kapital-Lebensversicherungen. Im weiteren Verlauf werden über 20 Beteiligungen vorgenommen und Tochterfirmen gegründet. Im Juni 2012 geben Bundesbank und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht der Dresdner Staatsanwaltschaft einen Hinweis auf Unregelmäßigkeiten. Die Ermittlungen beginnen.

Fast anderthalb Jahre später finden im Auftrag der Staatsanwaltschaft Dresden wegen des Verdachts des Kapitalanlagebetrugs, des Betruges und der Bilanzfälschung bundesweit Durchsuchungen statt. Sechs Manager werden festgenommen, darunter der damals Konzerngründer. Vermögenswerte werden sichergestellt. Eine Woche danach, am m 13. November 2013, bestätigt eine Sprecherin des Amtsgericht Dresden, dass vier Unternehmen aus dem Infinus-Firmengeflecht Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens gestellt haben, darunter auch der Fubus-Mutterkonzern. Innerhalb kurzer Zeit melden fast alle Firmen Insolvenz an. Anfang 2014 wird ein erstes Insolvenzverfahren eingeleitet, weitere folgen.

Im Dezember 2014 beginnt vor dem Landgericht Leipzig ein Schadenersatzprozess gegen fünf Manager der Infinus-Finanzgruppe. Ein Anleger, der Schuldverschreibungen für 75 000 Euro gezeichnet hatte, verlangt Schadenersatz. Im Juli 2015 erhebt die Dresdner Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Hauptbeschuldigten Konzerngründer und die fünf anderen Ex-Manager wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Kapitalanlagebetrugs. Am 2. Oktober lässt die Wirtschaftskammer des Landgerichts Dresden die Anklage zu, wertet die Taten aber als bandenmäßigen Betrug, in einem Fall als Beihilfe. dpa/nd

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