Hilfe für Gewaltopfer
Senatorin Kolat: Müssen die Lücken schließen
Frauensenatorin Dilek Kolat (SPD) sieht Schwachstellen in der Versorgung von Opfern häuslicher Gewalt in Berlin. »Wir wissen, dass nicht alles bestens ist«, sagte sie am Dienstag. Besonders für Frauen mit starken psychischen Belastungen müssten neue Unterbringungsplätze geschaffen werden. Außerdem gebe es nicht genügend Angebote speziell für Migrantinnen, Suchtkranke und für Frauen mit Behinderungen, die zu Hause Gewalt erleiden.
Eine Studie im Auftrag der rot-schwarzen Landesregierung bescheinige Berlin aber insgesamt eine gute Versorgung betroffener Frauen. Mit sechs Frauenhäusern, 40 Zufluchtswohnungen, fünf Interventions- und Fachberatungsstellen sowie einer Hotline verfüge Berlin über ein differenziertes Hilfesystem, so die Studie. Bedarfslücken gebe es allerdings in der Versorgung von Frauen mit Migrationshintergrund, mit psychischen oder Suchterkrankungen, von Frauen mit Behinderungen sowie in der Versorgung der Kinder der Betroffenen.
Je 600 000 Euro will der Senat in den kommenden beiden Jahren zusätzlich für eine bessere Opferbetreuung ausgeben. Unter anderem sollen mehr Psychologen eingestellt und die ambulante Beratung ausgebaut werden. Die Leiter der Flüchtlingsunterkünfte würden zudem geschult, damit sie sich bei Anzeichen von häuslicher Gewalt bei Flüchtlingen an die Hilfsangebote wenden. Beispielsweise sollen Möglichkeiten geschaffen werden, damit Söhne über 14 Jahre in Einrichtungen aufgenommen werden können. Auch soll die ambulante Beratung durch Begleitung und Unterstützung der Frauen bei Ämtern, Jobcentern, Wohnungssuche verbessert werden.
Im Ländervergleich seien Opfer häuslicher Gewalt in Berlin gut versorgt, betonte Kolat. Auf 1000 Frauen kämen 2,57 Frauenhausplätze. Nur in Bremen sei die Quote höher. 909 Frauen kamen nach der Studie im Jahr 2014 in Berliner Frauenhäusern unter. Die Lage sei zwar angespannt, sagte Kolat. Aber keine Frau bleibe auf der Straße.
Die Polizei zählte im vergangenen Jahr 15 254 Fälle häuslicher Gewalt, 717 weniger als im Jahr zuvor. »Dennoch ist das keine erfreuliche Botschaft«, sagte Kolat. »Das Niveau ist nach wie vor hoch.« dpa/nd
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