Kein zweites Griechenland

Katja Herzberg über den Regierungswechsel in Portugal

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Geschichte Griechenlands und Portugals weist so einige Gemeinsamkeiten auf: Die Bevölkerungen beider Länder befreiten sich 1974 von einer Militärherrschaft, in den 80ern wurden die Republiken EU-Mitglieder, von der 2008 ausgebrochenen Wirtschafts- und Finanzkrise waren beide Staaten besonders betroffen. Nun kommt eine weitere Parallele hinzu: eine Regierung, die vom neoliberalen Sparkurs abrücken will. Schon sind die Warnrufe vor »einem zweiten Griechenland« zu hören - eine unhaltbare Gleichsetzung.

So sehr sich die Linksparteien beider Länder beglückwünschen, so unterschiedlich sind doch die Regierungskoalitionen. In Portugal sind jene, die den Euro-Austritt und die Neuverhandlung der Staatsschulden fordern, nur die Mehrheitsbeschaffer. In Griechenland hatte SYRIZA - vor den Verhandlungen mit den Gläubigern - mit einem noch weitergehenden Programm fast die absolute Mehrheit erreicht. Allerdings war Hellas in einer weitaus prekäreren Situation, die schließlich eine Erpressung durch die »EU-Partner« zuließ.

Die Gemeinsamkeit, die die neoliberalen Kräfte beschäftigen sollte, besteht in der Unzufriedenheit der Menschen über Lohn- und Rentenkürzungen, Arbeits- und Perspektivlosigkeit. Portugals Präsident sollte der neuen Regierung also nicht auferlegen, Verpflichtungen gegenüber Brüssel einzuhalten, sondern gegenüber jenen, die für eine andere Politik gestimmt haben.

- Anzeige -

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.