Klimaschutz-Allianz

Kurt Stenger über die grüne Brille großer Finanzinvestoren

»Divestment«, der Abzug von Kapital aus klimaschädlichen Geldanlagen, war lange Zeit nicht mehr als ein frommer Wunsch von Umweltschützern. Doch die Zeiten haben sich geändert: Seit der norwegische Staatsfonds und selbst die Rockefeller-Stiftung Gelder aus der Förderung fossiler Energieträger abziehen, geht in diesen Branchen die Angst um. Und nun überprüft auch der Allianz-Konzern seine Finanzanlagen gemäß Klimaschutzvorgaben.

Diese Entwicklung ist natürlich sehr positiv, denn die besonders klimaschädlichen Industrien werden nur dann gebremst, wenn ihnen das Geld für neue Investitionen fehlt. Die Allianz-Entscheidung zeigt aber auch: Der Klimaschutz, mit dem es nach erfolgreichem Abschluss eines Abkommens beim UN-Gipfel in Paris weltweit erst so richtig losgehen dürfte, wird zunehmend zu einer kapitalistischen Veranstaltung. Dabei geht es längst nicht mehr nur darum, dass erneuerbare Energien und Umwelttechnologien von - meist mittelständischen - Unternehmen vorangetrieben werden. Vielmehr suchen die großen Finanzinvestoren zunehmend in »grünen« Anlagen Rendite. Abgesehen davon, dass dies nach mehr Wachstum schreit, entsteht die Gefahr plötzlichen Stimmungsumschwungs und der Bildung von Finanzblasen. Dem können nur stabile politische Vorgaben entgegenwirken - etwa wenn die Bundesregierung tatsächlich mit dem Kohleausstieg ernst macht.

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