Nachrufe

Marcus Klingberg 7. 10. 1918 - 30. 11. 2015

  • Lesedauer: 1 Min.

Sein Schicksal wurde ausgerechnet ein Doppelagent. Der verriet den Biologieprofessor von der Universität Tel Aviv und stellvertretenden Direktor des streng geheimen israelischen Institutes für Biologische Forschung in Nes Ziona. Marcus Klingberg wurde wegen Spionage für die Sowjetunion verurteilt und verbrachte nach seiner Verhaftung durch den israelischen Inlandsgeheimdienst Schin Bet im Jahre 1983 zwei Jahrzehnte in Haft, die letzten vier Jahre unter Hausarrest.

Der Prozess gegen den jüdischen Kommunisten und weltweit renommierten Seuchenspezialisten fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Fall wurde erst zehn Jahre nach der Verhaftung öffentlich bekannt. Das dem Premier unterstellte Institut arbeitete für das israelische Bio- und Chemiewaffenprogramm. Seine Ergebnisse gingen auch an den sowjetischen Geheimdienst.

In der Roten Armee hatte Klingberg als Arzt im Range eines Oberst gedient. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte er 1948 nach Israel aus. Seine Karriere begann der Sohn einer jüdischen Familie in Polen als Student der Medizin.

Der Londoner »Guardian« nannte Klingberg den »Spion, der zu viel wusste«, seine Autobiografie trägt den Titel: »Der letzte Spion«. khe

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.